Fazit: "Riverdale" hat sich mit Staffel 2 sein eigenes Grab geschaufelt

Photo Credit: The CW / Netflix
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Die US-Serie "Riverdale" startete vielversprechend in die 2. Staffel, doch schon nach wenigen Episoden ging ihr die Luft aus. Die Fans wurden mit hanebüchenen Geschichten abgespeist, die einfach kein Ende nehmen wollten. Wenn die Drehbuchautoren nichts ändern, kann sich Staffel 3 schon jetzt in das selbstgeschaufelte Grab legen.

Darf man ein Fazit zu einer Staffel schreiben, die noch gar nicht komplett ist? Darf man. Zumindest im Falle von "Riverdale". Denn selbst die verbleibenden fünf Episoden werden die desaströse zweite Staffel nicht mehr retten können. Dabei ging es so vielversprechend los. Die erste Staffel des Überraschungshits aus Amerika endete mit einem Cliffhanger, an dem die neue Season nahtlos anschloss. Nach dem grausamen Mord an Jason Blossom, schien damit das Thema für Staffel 2 gefunden worden zu sein. Der sogenannte Black Hood Killer sorgte für Angst und Schrecken in der beschaulichen Stadt und Betty (Lili Reinhart) verwandelte sich in Nancy Drew, um dem Mörder das Handwerk zu legen. Ab da ging es dann nur noch bergab.

Ein Topf voll bizarrer Ideen

Die Drehbuchautoren mussten in diesem Jahr gleich zwanzig Episoden mit spannenden Geschichten versorgen; im Vorjahr waren es nur dreizehn Folgen. Um die Zuschauer so lange bei Laune zu halten, braucht man gute Plots. Dumm nur, dass sich "Riverdale" nicht so recht entscheiden konnte, worum es in Staffel 2 jetzt eigentlich gehen soll und alle paar Episoden neue Geschichten in den Raum geworfen hat. Viele davon wurden nur kurz angeschnitten und dann offensichtlich von den Drehbuchautoren vergessen, während die Zuschauer wie das Confused-Nick-Young-Meme vor dem Bildschirm hockten. Das Problem ist, dass man nicht einmal sagen könnte, dass die Handlungen, bei denen "Riverdale" dann länger verweilte, wirklich besser waren. Bestes Beispiel ist der wirklich lächerliche Archie-schließt-sich-der-Mafia-an-Plot. Klar, Mafia-Bosse suchen täglich händeringend nach pubertären Teenagern, die Bodyguard spielen.

Mafia-Praktikant Archie Andrews

Archie Andrew war in der 1. Staffel noch der trottelige Held der Geschichte: Seine Freunde versuchten herauszufinden, wer Jason Blossom getötet hatte. Archie kämpfte hingegen mit Lampenfieber und wollte Musiker werden. KJ Apas Stirnrunzel bringt vielleicht so manchen jugendlichen Fan zum Schmachten, aber seinen Charakter konnte man nie wirklich ernst nehmen. Am liebsten wollte man ihm gerne jederzeit den Kopf tätscheln, einen Keks in die Hand drücken und ein "Die Erwachsenen müssen jetzt wichtige Dinge erledigen" murmelnd aus dem Raum schieben. Die Drehbuchautoren verfolgten wohl den Plan, Archie eine spannende Weiterentwicklung in der 2. Staffel zu liefern. Düsterer sollte er werden. Erwachsener. Also ab zur Mafia.

Das kurze Treiben vom "Roten Kreis"

Der Untergang von Archie Andrews startete aber nicht zwingend mit der Lodge-Mafia-Geschichte. Denn seien wir ehrlich: seine Aktionen via "Der rote Kreis" sorgten eher für Fremdscham. Und das Video, das er damals als öffentliche Botschaft an den Black Hood Killer verschickte, war alles, aber nicht einschüchternd. Ein paar halbstarke Jungs, die oben ohne (wieso?) und mit roten Skimasken (warum?) fies aussehen wollten. Während in Riverdale ein Aufschrei durch die Bürger ging, mussten sich die Zuschauer eher ein Lachen verkneifen. Zum Glück war der Kreis eines von diesen Plot-Details - wie Bettys Bestreben, in die Fußstapfen ihres Videogigolo-Bruders zu treten oder Cheryls kurzes Stalker-Treiben - die irgendwo in der Versenkung verschwunden sind und da hoffentlich (bitte bitte) bleiben.

Tolle Charaktere werden zu Ekelpaketen

Die anderen Charaktere hat es in Staffel 2 leider nicht besser erwischt. Es gibt eigentlich keine einzige Figur, die in diesem Jahr eine positive Entwicklung erlebt hat. Im Gegenteil: die meisten von ihnen sind unerträglich nervig geworden. Oder unglaubwürdig. Oder beides zusammen. Jughead (Cole Sprouse), der in Staffel 1 noch die Nase über die Serpents rümpfte und als Pazifist auftrat, ist plötzlich ein eingefleischtes Gang-Mitglied und schneidet Menschen Tattoos aus der Haut. Veronica (Camila Mendes) war damals gegen die üblen Taten ihrer Eltern und hat händeringend versucht, diese zu verhindern oder sich auf die Seite der Lodge-Opfer gestellt (Beispiel: Ethel). In Staffel 2 hilft sie ihren Eltern plötzlich, manipuliert ihre Mitschüler und hält sich Archie hauptsächlich als Sex-Gespiele. Die Charaktere, die ich letztes Jahr noch interessant fand, kann ich dieses Jahr nicht mehr ausstehen.

Stripeinlage zu "Mad World"

Es ist nicht nur so, dass die Drehbuchautoren scheinbar vergessen haben, welche Charaktere sie in Staffel 1 liebevoll erschaffen und aufgebaut haben. Sie scheinen wohl auch hin und wieder nicht vor Augen zu haben, wie jung diese Figuren eigentlich sind und in welche bizarren Plots und Handlungen sie sie stürzen. Ein großer WTF-Moment, der bei vielen "Riverdale"-Fans nicht gut ankam, war beispielsweise die Szene, in der Betty sich die Akzeptanz der Serpents einholen möchte. Das tut sie, indem sie auf FPs Party plötzlich beginnt, sich zu "Mad World" auszuziehen und einen Striptease hinlegt. (Wer kommt überhaupt auf die Idee, zu "Mad World" zu strippen?) Nur zur Erinnerung: Betty Cooper - genau wie ihre Freunde - ist 15 oder 16 Jahre alt. Das überwiegend erwachsene Publikum scheint sich nicht daran zu stören. Selbst Bettys Mutter Alice regt sich nur kurz auf, dann ist das Thema auch schon wieder gegessen. (Das erinnert fast an die furchtbare Szene in Staffel 1, in der Cheryls sehr ernster Selbstmordversuch mit einer heißen Schokolade abgewunken wurde.)

Choni-Romanze rettet die Serie nicht

Apropos Cheryl: In Interviews deutete Schauspielerin Madelaine Petsch an, dass Cheryl in der zweite Staffel eine Freundin bekommt. Für viele Fans war das ein Lichtblick, ein Highlight, dem sie entgegenfieberten. Und auch ich habe mich darauf gefreut, dass Cheryl offensichtlich endlich wieder einen Menschen in ihrem Leben erhält, der sie liebt und mit dem sie eine gesunde Beziehung führen kann. Aber die ganze Art und Weise, wie die Beziehung zwischen Toni (Vanessa Morgan) und Cheryl eingefädelt wurde, war schlichtweg unglaubwürdig und billig. Die beiden haben in der kompletten 2. Staffel kaum ein Wort gewechselt. Cheryl hegte sogar deutliche Antipathien gegen Toni, da sie zur Southside gehört. Und dann? Innerhalb von ein, zwei Episoden entdecken die beiden Mädchen plötzlich die große Liebe, werden unzertrennlich und stürzen sich in wilde Rettungsaktionen. Es wirkt fast so, als wollten die Drehbuchautoren das sinkende Schiff noch schnell damit über Wasser halten, dass sie den Fans das geben, was sie sich wünschen. Vielleicht merken die Zuschauer ja dann nicht, dass ... doch. Wir merken das.

Der Untergang einer guten Serie

"Riverdale" hatte in der 1. Staffel so viel Charme, weil sich die Serie selbst nicht ganz so ernst nahm. Dazu die spannende Aufklärung an Jasons Mord, der bis zum Schluss undurchsichtig blieb und einen bei Laune hielt. In Staffel 2 ist die Serie wie ausgewechselt. Sie versucht noch düsterer und ernster zu werden - was ihr nicht gelingt - und vergrault damit viele Fans der ersten Stunde, die auf Seiten wie Reddit wöchentlich ihrem Frust Luft machen. Wenn bei den Drehbuchautoren in Staffel 3 kein Umdenken geschieht und sie die kritischen Fan-Stimmen gänzlich ignorieren, wäre es die beste Entscheidung, wenn The CW im nächsten Jahr den Stecker zieht. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Die nächste Episode "Riverdale" wird eine Musical-Episode und am Donnerstag, den 19. April, auf Netflix ausgestrahlt.

Witzige und sehr wahre Kritik zu "Riverdale" - unbedingt ansehen

Photo Credit: The CW / Netflix
Photo Credit: The CW / via Netflix
Photo Credit: The CW / via Netflix
Photo Credit: The CW / Netflix
Autor:

Julia Schmid

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