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Der Kampf für "Daredevil" hat begonnen

Photo Credit: Courtesy of Netflix / savedaredevil.com
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Im November trennte sich Netflix nach drei Staffeln überraschend von der erfolgreichen und beliebten Serie "Marvel's Daredevil". Doch die Fans geben so schnell nicht auf. Ein Gastartikel von Madeleine Labahn.

Das gelbe Licht der Straßenlaternen spiegelt sich in den Pfützen der regennassen Strasse einer noblen Wohngegend im Großraum New York. Der Schrei einer jungen Frau hallt durch die menschenleere Straße, als zwei Männer versuchen, ihren Vater in einen Van zu zerren. Es ist die Nacht in der der "Teufel von Hell‘s Kitchen" zwei Menschen rettet. Denn das ist es, was Daredevil tut. Es ist ebenfalls die Nacht in der er versuchen wird, sich selbst umbringen zu lassen. Eine Wendung, die kaum ein Zuschauer kommen gesehen haben wird.

Und das ist etwas was die Serie "Daredevil" tut: sie überrascht, sie versetzt in Erstaunen und verliert dabei nie ihre Menschlichkeit, ihre Authentizität. Es gibt Serien, die schaut man, hat eine gute Zeit und wenn sie vorbei sind, vermisst man sie nicht. Und dann gibt es andere Serien. Serien, die den Zuschauer nicht mehr loslassen, die so intensiv sind, dass man sie mitnimmt und zulässt, dass sie einen begleiten und man ein Fan wird. So eine Serie ist "Daredevil".

Dieser Superheld ist anders

Der Schauspieler Vincent D‘Onofrio witterte, dass es seltsam sei, eine Serie über einen Superhelden authentisch zu nennen und doch verdient "Marvel's Daredevil" dieses Prädikat. Denn dieser dunkle Held ist anders. Wie jeder Retter ist er mutig, selbstlos und kampferfahren. Er weiß genau, wer er ist und kennt seinen Platz im Leben: Tagsüber ist er Anwalt mit Gewissen und nachts sorgt er mit einer Maske, die seine blinden Augen bedeckt, für Sicherheit in seiner Stadt.

Ja, dieser Held ist blind und trotzdem "sieht er so viel mehr". Doch Daredevils alter Ego Matthew Murdock ist auch verletzlich, emphatisch und eine Zeitlang sogar mental und körperlich gebrochen. Dabei lohnt es sich sowohl Matt Murdocks physische Auseinandersetzungen auf der Kante des Sofas mitzuerleben (seine Hallway fights sind legendär und das Stunt Team wurde nicht umsonst für einen der renommierten SAG Awards nominiert), wie auch seine psychischen Kämpfe. Wann sehen wir schon einmal einen Superhelden, der sich erschöpft an eine Wand lehnt? Der mit sich und seinem Glauben ringt, ob es ihm gestattet sei, einen seiner ärgsten Widersacher, den Kingpin (D’Onofrio), zum Wohle der Stadt zu töten?

"All diese Charaktere, die wir lieben, sterben"

Es ist dem Hauptdarsteller Charlie Cox zu verdanken, dass sowohl der Anwalt Matthew Murdock als auch der dunkle Held Daredevil so glaubhaft verkörpert werden. Dieser Schauspieler findet die richtige Balance zwischen Kraft und Stärke, Verwundbarkeit und Mitgefühl, geizt aber auch nicht mit Humor und heroischer Coolness. Daredevil ist in dieser Folge nicht gestorben. Wohl aber nach dem Ende der dritten Staffel, als der Streamingdienst Netflix, der die Marvel Shows bisher produziert hat, die Serie trotz hervorragender Einschaltquoten und Kritiken abgesetzt hat.

Diese Absetzung hat ohne Zweifel ebenso überrascht, wie der ungewöhnliche Todeswunsch seines Protagonisten, doch der fand am Ende der Staffel zu seiner alten Stärke zurück. Selbst die Drehbuchschreiber, die die vierte Staffel bereits fertig erstellt hatten, wurden von dieser Entscheidung überrumpelt und drückten ihr tiefes Bedauern aus. Sam Ernst verglich die Absetzung mit einem Weckruf: „Eine Show wird abgesetzt und all diese Charaktere, die wir lieben, sterben.“

Krieg der Streamingdienste

Auch die Zuschauer waren und sind geschockt, haben sich aber genauso wie Matthew Murdock dazu entschlossen, etwas dagegen zu unternehmen und den Kampf aufzunehmen. Denn "Daredevil" musste aus einem simplen Grund 'sterben': alle Marvel Serien von Netflix sind ein Kollateralschaden im Krieg der Streamingdienste.

Das Ziel der Fans ist deshalb klar definiert: Die Fortführung von Daredevil in seiner bisherigen Form. Mit den selben Schauspielern und kreativen Köpfen, inklusive Showrunner Erik Oleson. Denn die Serie ist tragischerweise nicht nur von der Absetzung selbst bedroht, sondern auch von einem Reboot, einer Neuauflage mit anderen Schauspielern. Diese Situation entsteht durch die Kooperation von Marvel, Disney und dessen Streamingdienst Hulu.

Fremdes Gesicht hinter der Maske

Marvel hat diesbezüglich kurz nach Bekanntmachung der Absetzung eine einzige Äußerung getroffen: nämlich, das die Figur „Daredevil“ weitere Abenteuer erleben wird. Wer hier zwischen den Zeilen liest, erkennt, dass es dabei nicht um die Weiterführung der Serie als solche geht und auch nicht darum, dass die Show einfach zu Hulu oder Disneys zukünftigem Streamingdienst umzieht, sondern, dass es lediglich um die weitere Nutzung des fiktiven Charakters geht. Selbst wenn die Serie von Marvel bzw. Disney fortgeführt wird, besteht die Gefahr, dass diese Charaktere, die wir in unser Wohnzimmer gelassen haben, mit denen wir gekämpft, geweint und gelacht haben, mit anderen Schauspielern besetzt werden und die Serie dadurch alles verliert, was wir an ihr geliebt haben.

David gegen Goliath

Die Frage ist doch: Weshalb sollte man etwas verändern, was bereits perfekt ist? Cast und Crew haben ihren Wert, ihre Hingabe und Ideenreichtum bereits mehrfach bewiesen und durch sie wurde "Daredevil" zu dieser außergewöhnlichen Serie, die so anders ist, als alle anderen Superhelden in Filmen und Serien. Und zwar nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera: Der Schauspieler Vincent D’Onofrio erwies sich als Held im realen Leben, als er sich dem ungleichen Kampf, den die Fans von "Daredevil" angenommen haben, anschloss. Manch einer würde es mit David gegen Goliath vergleichen: Fans kämpfen gegen die Giganten: anfangs Netflix und anschließend Disney und Marvel und ja, man könnte meinen, die Fans seien in diesem Kampf David, der Underdog. Die einen sind in der Tat überlebensgroß. Aber die anderen sind viele, wie sich nach dem Zeichen der Solidarität D’Onofrios zeigte.

Stars unterstützen #SaveDaredevil

Auf Twitter machte er öffentlich auf die Kampagne #SaveDaredevil aufmerksam. Einer Initiative, die sich zunächst zusammenfand, um sich für die Verlängerung der Serie stark zu machen. Schließlich, nach Bekanntmachung der Absetzung, wurde die Internetseite savedaredevil.com zur Anlaufstelle für Fans aus aller Welt, um sich zu informieren, was getan werden kann, um der Serie eine neue Ausstrahlungsplattform zu geben. Sei es ein anderer Streamingdienst oder TV Sender.

Verschiedene Aktionen wurden und werden bereits durchgeführt: Fans aus aller Welt twittern fleißig Tag und Nacht und lassen die Welt wissen, wie sehr sie ihre Serie lieben und was sie sich von Marvel und Disney wünschen. Es gab eine Woche der "Appreciation" hier wurde den Schauspielern und auch den Meistern hinter der Kamera die verdiente Wertschätzung zuteil. Denn sie machen Daredevil so einzigartig.

Fans starten Kampagnen

Des Weiteren wurde zu Ehren von Charlie Cox eine kurzfristige Spendenaktion zu seinem Geburtstag durchgeführt, bei der statt der angestrebten $1000 mehr als $3000 für die Stiftung Fight Blindness gesammelt wurden. Nicht zuletzt wegen Charlie Cox selbst, der ebenfalls für sein eigenes "Geschenk" spendete, als er davon erfuhr.

Briefe, Mails und sogar Servietten wurden an die Hoffnungsträger Marvel und Disney gesendet, um zu verdeutlichen, wie sehr Fans sich ein Weiterleben von diesem Daredevil wünschen. Als Symbol dazu dienen die bei Fans inzwischen berühmten 'Foggy Napkins': In der Serie schreibt Franklin 'Foggy' Nelson die Nachnamen der Hauptprotagonisten auf eine Serviette als improvisierter Prototyp für das Schild ihrer angehenden Rechtsanwaltskanzlei. Dies ist ein schönes Sinnbild für die Zukunft der Serie, in der sich die drei Hauptdarsteller wieder gemeinsam für die Schwächeren und Hilfsbedürftigen einsetzen könnten. Als Anwälte und Büromanagerin. Und als Daredevil.

Netflix hat die Rechte für zwei Jahre

So wie die Serie "Daredevil", sind auch ihre Fans immer wieder für eine Überraschung gut: Nach einem Tweet der Schauspielerin Amy Rutberg (Marci Stahl), in dem deutlich wurde, dass Netflix die Rechte an den Charakteren für zwei Jahre besitzt, hätte man meinen können, dass die Fans frustriert aufgeben. Doch das Gegenteil war der Fall: Fans der Serie machen mit dem Hashtag #WorthTheWait klar, dass sie bereit sind, zwei lange Jahre oder länger zu warten, wenn dies sicherstelle, dass die Serie mit den selben Schauspielern und demselben Kreativ-Team fortgeführt wird, wie bisher. Was verdeutlicht diese Äußerung? Das Zuschauer und Fans, gemeinhin als Daredevils #FandomWithoutFear bekannt, außergewöhnlich loyal und teuflisch fantastisch sind? Ohne jede Frage. Aber noch mehr sagt es über die Serie selbst aus: Nämlich wie viel sie wert ist, um solch ein Opfer zu bringen.

Die "Fans ohne Furcht" geben nicht auf

Daredevil ist bekannt als 'Man without fear' (Mann ohne Furcht). Haben 'Fans ohne Furcht' keine Angst, dass die Absetzung der Serie beibehalten wird? Selbstverständlich. Doch genau wie ihr Held, bekämpfen sie die Angst, um darüber hinaus zu wachsen. Obwohl sie Angst haben, werden sie aktiv, werden sie öffentlich und gemeinsam stärker. Fans der Serie können nicht kämpfen wie Daredevil, aber sie können wieder aufstehen, wie Matthew Murdock, wenn er zu Boden gegangen ist.

Weltweit findet sich das Hashtag #NotGivingUp bei Twitter. Dies verdeutlicht, dass Fans weder die Schauspieler, noch die Serie "Daredevil" im Stich lassen, so wie es Matt in der Show immer wieder erleben musste. Mit der bildhaften Äußerung #CharlieCoxIsDaredevil zeigen Fans, wie sehr sie die Schauspieler, insbesondere den Hauptdarsteller unterstützen und sich für weitere Staffeln zurück wünschen. Deshalb beteuern Fans Ihre Loyalität nicht nur für "Daredevil" sondern auch für den Mann, der ihn so perfekt verkörpert: Charlie Cox.

Petition explodiert aus allen Nähten

Die aktuelle Kampagne von savedaredevil.com bzw. #SaveDaredevil beinhaltet, dass Fans ihre Wünsche für das Fortbestehen auch an Kevin Mayer, Geschäftsführer von Disney, senden. Schließlich hatte er die Marvel-Serien nicht nur als qualitativ hochwertig bezeichnet, sondern auch die Möglichkeit eingeräumt, dass diese Serien weitergeführt werden könnten, man jedoch bisher noch nicht darüber gesprochen habe. Mit anderen Worten: Eine willkommene, offene Tür für die "Daredevil"-Fans ihre Argumente vorzubringen.

Nach dem Tweet von Vincent D’Onofrio explodierte die von savedaredevil.com unterstütze Unterschriften-Petition förmlich und internationale Medien berichteten über diesen bedeutungsvollen Akt, der den Standpunkt des Schauspielers ungewöhnlich deutlich widerspiegelt: Der hoch gelobte Schauspieler des Kingpin bezog Stellung. Eine mutige Entscheidung. Weitere Schauspieler unterstützen seine Äußerung und machen damit deutlich, dass auch sie sich ein Weiterleben der Serie wünschen. Aktuell wurden bereits mehr als 177.000 Unterschriften geleistet. Tendenz: eindeutig steigend.

Die Geschichte von Matt Murdock darf noch nicht enden

"Daredevil" hat es verdient, gerettet zu werden. Jede einzelne Minute aus drei Staffeln ist ein Plädoyer dafür und die letzen Minuten der dritten Staffel machen eines ganz deutlich: Seine Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt. Deshalb kämpft die "Daredevil"-Fangemeinde auf der ganzen Welt für einen Helden, der gerade nicht für sich selbst kämpfen kann. Und ich gehöre dazu. Was ist mit Dir? #JoinUs

Autor:

Serienfuchs Gastautor

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