"Chernobyl": Die echte Lyudmilla Ignatenko erzählt ihre Geschichte
In der Miniserie "Chernobyl" begleiten die Zuschauer Lyudmilla Ignatenko, die Ehefrau von Feuerwehrmann Vasily Ignatenko, in ihren vielleicht schlimmsten Stunden. In einem alten Interview erzählt sie die Geschichte aus ihrer Sicht. Eine spannende Ergänzung zu den gezeigten Szenen der Serie.
Das Interesse an der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl ist gestiegen. Der Auslöser: Die Miniserie "Chernobyl", die Sky gemeinsam mit HBO produziert hat. Showrunner Craig Mazin beleuchtet die tragischen Stunden im Reaktor und welche Folgen der Vorfall für die Bevölkerung hat. Die Serie pickt sich dabei unter anderem die Geschichte von dem Feuerwehrmann Vasily Ignatenko (Adam Nagaitis) und seiner Ehefrau Lyudmilla (Jessie Buckley) heraus. Beide Figuren in der Serie basieren auf echten Menschen. Vasily erlag damals den Folgen der starken Strahlung, Lyudmilla lebt noch immer und hat vor mehreren Jahren ein interessantes, wenn auch aufwühlendes Interview für ein Buch gegeben, in dem sie ihre Sicht der Geschichte erzählt hat.
Die Realität war noch schlimmer
Wer nach den insgesamt fünf Folgen "Chernobyl" noch nicht genug hat und mehr über Tschernobyl und das Unglück erfahren möchte, sollte einen Blick auf das Buch "Voices from Chernobyl" von Svetlana Alexievich werfen. Darin erzählt auch Lyudmilla Ignatenko ihre tragische Geschichte und wie die Katastrophe ihr Leben und das ihrer Familie für immer verändert hat. Die entsprechende Passage wurde unter anderem auch bei "The Paris Review" veröffentlicht. Sie zeigt, wie detailgetreu Craig Mazin die Geschichten der echten Opfer von Tschernobyl in seiner Serie erzählt hat. Aber auch, dass die Realität noch grausamer war, als in der TV-Serie gezeigt.
Die letzten Tage von Vasily
Vorsicht: Diese Passage enthält Beschreibungen, die sensible Leser besser überspringen sollten. Die 3. Episode von "Chernobyl" war nichts für zartbesaitete Menschen. In den Krankenhäusern erleben wir, wie Feuerwehrmänner und Arbeiter um ihr Leben kämpfen. Es ist ein grausamer Anblick, doch die Realität war wesentlich schlimmer als das, was Mazin in der Serie gezeigt hat. Das zeigt sich in der Passage, in der Lyudmilla die letzten Tage ihres Mannes beschreibt. "Die letzten zwei Tage im Krankenhaus - aus seinem Mund kamen Stücke seiner Lunge, seiner Leber. Er verschluckte sich an seinen inneren Organen. Ich umwickelte meine Hand mit einem Verband und steckte sie ihm in den Mund, um all das Zeug herauszuholen", erinnert sich die Witwe. Vermutlich eine Szene, die selbst für die Miniserie zu grausam war, um sie zu zeigen.
Die Schuhe beim Begräbnis
Etliche Fans haben sich nach dem Ende der 3. Episode gefragt, wieso Lyudmilla mit Schuhen in der Hand an dem Grab steht, das für ihren Mann und die anderen Feuerwehrmänner ausgehoben wird. Sie klammert sich daran, während sie mitansehen muss, wie die versiegelten Zinksärge in einem Massengrab außerhalb des Friedhofs begraben werden, das im Anschluss mit Beton gefüllt wird. Craig Mazin hat die Erklärung für die Schuhe nie geliefert, aber man erhält sie unter anderem in Lyudmillas Geschichte in "Voices from Chernobyl". Im Leichenschauhaus fragte man sie, ob sie sehen möchte, wie man ihren Mann eingekleidet hatte. Lyudmilla stimmte zu. Vasily trug seine Uniform, doch man hatte sie teilweise aufschneiden müssen, um ihn überhaupt richtig einkleiden zu können. Eines fehlte bis zum Schluss: die Schuhe. Das lag daran, dass Vasilys Füße stark geschwollen waren. "Sie konnten kein einziges Paar Schuhe finden, das ihm gepasst hat. Sie haben ihn barfuß begraben", erklärt die Witwe.
"Chernobyl" läuft in Deutschland auf Sky.
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