„Adolescence“
Das Ende der Serie erklärt

- Foto: Courtesy of Netflix
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Ein britisches Krimidrama führt gerade die deutschen Netflix-Serien-Charts an. In „Adolescence“ wird einem 13-Jährigen vorgeworfen, seine Mitschülerin ermordet zu haben. Klärt sich der Fall im Finale der Miniserie auf?
Am 13. März veröffentlichte Netflix eine neue Serie, die es innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der deutschen Netflix-Charts schaffte: „Adolescence“ scheint gerade Zuschauer*innen im ganzen Land vor den Bildschirm zu bannen, was wohl auch an der tragischen Geschichte liegt. Denn „Adolescence“ erzählt die Geschichte von dem 13-jährigen Jamie Miller, der des Mordes beschuldigt wird. Ihm wird vorgeworfen, dass er eine Mitschülerin erstochen hat, doch er behauptet immer wieder, nichts getan zu haben. Ist er schuldig oder unschuldig? Die Frage beschäftigt die Fans auch lange nach dem Finale von „Adolescence“ noch.
Steckt mehr hinter dieser Geschichte?
Die britische Serie ist kurz, aber umso intensiver, was wohl auch an den One-Shots liegt. Das bedeutet, dass jede Folge in einer einzigen, ununterbrochenen Einstellung gedreht wurde, was alles nur noch fassbarer erscheinen lässt. In vier Episoden lernen wir Jamie und seine Familie kennen und erfahren Details zu dem schrecklichen Mordfall. Während man nach den ersten beiden Episoden von „Adolescence“ noch das Gefühl hat, dass mehr hinter der Geschichte stecken und vielleicht sogar ein Freund von Jamie hinter dem Mord stecken könnte, drehen Folge 3 und Folge 4 das Blatt langsam. So ist die dritte Folge ein reines Kammerspiel zwischen der jungen Psychologin Briony (Erin Doherty, „The Crown“) und Jamie, in der er mehr und mehr sein wahres Gesicht zeigt.
Jamie zeigt sein wahres Gesicht
Wirkt Jamie vor allem in der ersten Folge noch sehr wie ein eingeschüchtertes Kind, präsentiert er der Psychologin eine ganz andere Seite von sich. Jamie rastet immer wieder aus, wirft mit Gegenständen um sich, schreit und beleidigt Briony. Wir erfahren, dass Jamie gemobbt und als Incel von Mitschüler*innen - unter anderem seinem Opfer - bezeichnet wurde, was seinen Hass nicht nur auf das Mädchen, sondern auch auf Frauen allgemein geschürt hat. Das zeigt sich nicht nur bei seiner Unterhaltung mit der Psychologin, sondern unterstreichen auch seine abfälligen Instagram-Kommentare gegenüber Model, die wir zwar nicht selbst lesen oder sehen, aber von der Polizei in der ersten Folge als besorgniserregend eingestuft wird.
Kein Entkommen für die Familie Miller
Spätestens nach der dritten Folge dürfte sich der Blick auf Jamie bei den Zuschauer*innen verändern. Plötzlich sehen wir ein Kind vor uns, dem wir einen Mord zutrauen können. Und das scheint Jamie auch im Finale von „Adolescence“ zu bestätigen. Die letzte Episode der Miniserie legt den Fokus stark auf die Familie Miller, die damit leben muss, die Eltern und die Schwester eines jugendlichen Mörders zu sein. Eigentlich wollen sie gemeinsam den Geburtstag von Eddie - Jamies Vater - feiern, doch sie können selbst an diesem Tag nicht der Tat ihres Sohnes entkommen.
Die Entscheidung steht fest
Nachdem Eddie mit Ehefrau und Tochter zu einem Baumarkt fährt, um Farbe zu kaufen, mit der er eine Schmiererei auf seinem Van übermalen kann, erhält er einen Anruf von dem inhaftierten Jamie. Nach etwas Smalltalk eröffnet dieser ihm, dass er seine Aussage ändern wird, das hätte ihm auch sein Anwalt geraten. Wenn die Verhandlung beginnt, wird Jamie sich für schuldig bekennen. Es wirkt fast so, als ob er nach seiner Zeit in der geschlossenen Einrichtung endlich verstanden hat, was er getan hat - womöglich auch dank dem Gespräch mit der Psychologin.
Tränen im Kinderzimmer
Ob Jamie die Schwere seiner Tat wirklich begriffen hat oder nur von Erwachsenen in seinem Umfeld dazu gedrängt wurde, bleibt offen. Denn im Finale der von „Adolescence“ bekommen wir den jungen Jamie tatsächlich nicht mehr zu Gesicht. Die Serie endet jäh und ohne die Verhandlung auch nur für kurze Momente anzureißen. Wir verweilen im Haus der Miller, wo Manda und ihre Tochter nach dem Telefonat mit Jamie das Geburtstagsfrühstück für Eddie vorbereiten. Dieser geht derweil in das Zimmer seines Sohnes und bricht dort weinend auf dem Bett zusammen - wissend, wie es weitergehen wird, wenn Jamie sich für schuldig bekennen wird.
Eine Serie mit einer emotionalen Wucht
Es ist ein ernüchterndes, emotionales Ende für „Adolescence“, aber gleichzeitig auch die bittere Realität. Ohnehin überzeugt die Miniserie von Netflix mit authentischen, manchmal schwer ertragbaren Bildern. Von der schauspielerischen Wucht des Casts wird man direkt von der ersten Folge an mitgerissen und kann sich dem Sog von „Adolescence“ kaum entziehen. Wer alle vier Folgen an einem Stück gesehen hat, wird danach in jedem Fall mehr wollen, doch es sieht ganz danach aus, als ob das Ende von Jamies Geschichte den Köpfen der Zuschauer*innen überlassen bleibt.
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