"Black Mirror" Staffel 5: Ist die Luft jetzt schon raus?

Blair Raughley/Invision, Netflix

Netflix hat eine fünfte Staffel von "Black Mirror" bestellt und ich frage mich, ob das wirklich eine gute Idee ist. Für mich schadet sich die Serie damit selbst, denn sie ist schon lange nicht mehr so fesselnd, wie zu Beginn!

Als mir bei Netflix "Black Mirror" vorgeschlagen wurde, habe ich mich eher aus der Not heraus dazu entschieden, der hochgelobten britischen Serie eine Chance zu geben. Die erste Folge schockierte mich zu tiefst und ich habe mich gefragt, welcher Autor bitte auf so ein Drehbuch gekommen ist?! Wie kommt man auf die Idee, den Protagonisten dazu zu bringen, Geschlechtsverkehr mit einem Schwein zu haben? Nach dieser Folge war ich mir nicht sicher, ob ich tatsächlich dazu bereit bin, die nächsten Episoden anzuschauen. Doch Gott sei Dank habe ich durchgehalten! Die Drehbuchautoren überschreiten in jeder einzelnen Folge durch Technik moralische Grenzen, aber schaffen es so, eine echte Faszination auszuüben. Die Idee futuristische Welten zu schaffen, in denen Technik zum Erzfeind des Menschen wird, verblüfft. Dabei wirken die Storys aber nicht wie ein billiger Sci-Fi-Thriller, sondern sind gut durchdacht und regen zur Selbstreflexion an. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Serie Schluss machen sollte!

Das Beste kennen wir schon

Die besten Geschichten hat "Black Mirror" bereits erzählt! Die vergangenen Staffeln haben meiner Meinung nach echte Highlights vorzuweisen, die kaum zu übertreffen sind. Während die erste Staffel noch wie ein Experiment der Produzenten wirkte, war in Staffel 2 schnell klar, wohin die Serie eigentlich will. In dieser Staffel sticht vor allem die Episode "White Christmas" hervor, in der das Bewusstsein eines Mörders kopiert und die Kopie in ein künstliches Umfeld gepflanzt wird. Dadurch gelangen die Ermittler an das Geständnis des Täters, obwohl sein wahres Ich nicht sprechen will. Die Idee ein Bewusstsein zu transferieren, um einen Mord aufzuklären, ist dabei erschreckend und erstaunlich zu gleich. Doch die Folge bietet noch viel mehr Innovationen. So wird die Vorgeschichte des Täters komplett erzählt und wir erfahren, dass er vor der Tat von seiner Freundin "gemutet" wurde. Dadurch konnte er seine Freundin weder sehen noch hören. Stattdessen sah er nur noch eine verpixelte Silhouette. Durch das Blockieren im realen Leben gerät so die Story ins Rollen, die in einem Mord endet. "White Christmas" verbindet einfach mehrere futuristische Erfindungen mit einer emotionalen Story und ist damit die beste Folge der kompletten Serie! Das sieht auch IMDb mit einer Wertung von 9,2 so.

Emotionen und Technik

In Staffel 3 taucht wohl die berühmteste Episode von "Black Mirror" auf. "San Junipero" wurde nämlich mit einem Emmy ausgezeichnet. In der Geschichte geht es um ein lesbisches Liebespaar, das sich in einer künstlich hergestellten Realität kennenlernt. San Juniperio ist nämlich ein Ort, an dem das Bewusstsein von Verstorbenen eingepflanzt wird, sodass sie dort für immer weiterleben können. Hier lernen sich Yorkie und Kelly kennen und gehen schon bald eine tragische Beziehung ein. Damit führt uns die Serie nicht nur brutale Horrorszenarien vor Augen, sondern spielt auch ganz klar mit Emotionen wie Trauer und Liebe. Anhand der zwei beschrieben Folgen kann man ganz gut sehen, dass BM also ziemlich vielseitig ist. Nicht nur was die technischen Erfindungen angeht, sondern auch hinsichtlich der Dramaturgie. Und diese Folgen stehen symbolisch für die ersten drei Staffeln, die uns immer wieder neue und bis dato einzigartige Geschichten präsentierten.

Staffel 4 war schon ein Fehler!

Für mich war Staffel 4 ein totaler Reinfall! Lange habe ich auf neue Folgen von "Black Mirror" gewartet, denn die Serie hatte mich wirklich in ihren Bann gezogen. Als Netflix dann Ende 2017 endlich mit Staffel 4 um die Ecke kam, war erst mal Bing-Watching angesagt! Sechs Folgen später saß ich vor meinem Fernsehen und war sprachlos. Allerdings nicht im positiven Sinne! Wie konnte man eine so gute Serie bitte so vor die Wand fahren? Die Fortsetzung hat wenig Neues geboten und damit ihren Zauber verloren. Auch wenn das Setting natürlich in den neuen Folgen anders ist, ähnelt der Grundkern den alten Folgen. Von dem Kopieren eines menschlichen Bewusstseins (Black Museum) bis in zum Herstellen künstlicher Welten (USS Callister) - all diese Erfindungen haben wir schon lange gesehen! Außerdem waren die Geschichten teilweise ziemlich vorhersehbar. Zwar schätze ich Jodie Forster als Schauspielerin sehr, doch als Regisseurin bei "Ark Angle" hat sie versagt. Es war schnell klar, dass die Überwachung des eigenen Kindes nach hinten losgeht und die Beziehung zur Mutter zerstören wird. "Hang the DJ" war da noch einer der besseren Folgen, weil sie in Zeiten von Tinder und Co. ziemliche Aktualität besitzt.

Bitte zieht einen Schlussstrich

Selbst "Hang The DJ" konnte meine Gesamtmeinung über Staffel 4 nicht mehr ändern. Für mich haben es sich die Macher ziemlich einfach gemacht und lediglich die schon vorgestellten technischen Neuerungen in ein anderes Setting gepackt. Große Schockmomente blieben also aus und die Geschichten wirkten dadurch eher durchschnittlich. Dabei sollten die Macher wissen, dass neue dystopische Erfindungen unabdingbar für gute Folgen sind! Wenn den Produzenten und Autoren also nichts Neues einfällt, dann sollten sie vielleicht besser davon absehen, eine fünfte Staffel rauszubringen. Wir alle wissen was passiert, wenn zwanghaft versucht wird, noch eine Staffel dranzuhängen. Ich erinnere nur an Serien wie Scrubs oder Lost!

Autor:

Andrew Wolters

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