Wieso Eva Green eine Hauptrolle in einem "Game of Thrones"-Spin-off verdient hat
HBO arbeitet an fünf Spin-off-Ideen zum Fantasy-Epos "Game of Thrones". Ganz gleich, welche Serie am Ende den Weg ins Fernsehen schafft - Eva Green sollte mit einer Hauptrolle in die großen Fußstapfen von Emilia Clarke, Lena Headey und Kit Harington treten. Ein Kommentar.
Wer Eva Green einmal gesehen hat, kommt vermutlich nie wieder von ihr los - und man kann nicht einmal wirklich in Worte fassen, was der Grund dafür ist. Ganz gleich, welche Rolle man ihr gibt, liefert sie einen Charakter mit Tiefgang. Man fühlt mit ihr mit, man leidet. Ihr Schauspiel bewegt einen. Das schaffen nicht viele Schauspieler, vor allem in Zeiten, in denen immer mehr Sänger oder Models in die Schauspiel-Branche drängen. Jeder will zeigen, was er kann. Manchmal verkaufen sich Namen in Blockbustern besser als Talent. Während Newcomer durchstarten, machen sich bei Eva Green wirklich erfolgreichen Rollen und Projekte auf lange Sicht rar. Das sollte sich dringend ändern.
Liebe auf den ersten Blick
Das erste Mal habe ich Eva Green im Jahr 2003 in Bernardo Bertoluccis freizügigem Drama "Die Träumer" gesehen. Sie war damals 23 Jahren alt und eine unbekannte Schauspielerin, die gerade ihren ersten Film abgedreht hatte. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Jahre vor ihrem internationalen Durchbruch hatte ich einen Star für mich entdeckt, der mich dank einem so tiefgreifendem Talent nie wieder losgelassen hat. Rühmen sich damit nicht gerne Fans von bekannten Bands ("Ich hörte die schon, bevor sie jeder gehört hat")? In diesem Fall wurden die kommenden Jahre als Fan jedoch vor allem eines: frustrierend. Nach "Die Träumer" folgten für Eva Green weitere Projekte - "Arsène Lupin" und "Königreich der Himmel" an der Seite von Orlando Bloom - bis sie die erste wirklich große Rolle ergatterte. Im Jahr 2006 wurde sie zum begehrten Bond-Girl in "James Bond 007: Casion Royale". Aber sie war weitaus mehr, als nur das schöne Objekt der Begierde an der Seite des Helden. Während die meisten Bond-Girls an Craigs Seite blass und blutleer sind, war Greens Vesper eine würdige Gegenspielerin, ein fassbarer, tragischer Charakter, den man gerne auch in weiteren Bond-Teilen gesehen hätte.
Die übersehene Heldin
Nach dem kurzen Intermezzo mit James Bond folgten kleinere Auftritte ("Der goldene Kompass") oder Indiefilme ("Cracks", "Womb"), die niemand auf dem Schirm hatte. Eben sowenig wie "Perfect Sence", wo Eva Green an der Seite von Ewan McGregor ("Illuminati") Opfer einer gefährliche Epidemie wird, in der die Menschheit Stück für Stück ihre Sinne verliert. Ein Film, der wie ein Holzsplitter unter die Haut geht und noch lange nach dem Abspann nachwirkt. Die breite Masse konnte er nicht erreichen - nun gut, Geschmäcker sind verschieden. Im Jahr 2011 folgte mit "Camelot" schließlich das erste Serien-Projekt, in dem die französische Schauspielerin beweisen konnte, wie gut sie in ein mittelalterliches Setting passt.
Opfer einer schlechten Romanze
Noch nie etwas von "Camelot" gehört? Das ist kein Wunder. STARZ verramschte die beiden spannendsten Darsteller und Charaktere - Joseph Fiennes ("The Handmaid's Tale") als Merlin und Eva Green als Hexe Morgan - um sich stattdessen auf die seichte Romanze von Arthur (Jamie Campbell Bower) und Guinevere (Tamsin Egerton) zu stürzen. Es folgten: Kitschige Küsse im Mondlicht, verbotenes Verlangen und dazu noch ein paar Darsteller ohne Ecken und Kanten. Gähn. Nach zehn Episoden zog STARZ den Stecker. Berechtigt. Kritiker lobten vor allem die Französin mit dem ewigen Schneewittchen-Look, der wir die spannendsten Momente von "Camelot" verdankten, doch retten konnte das die Serie nicht. (STARZ musste nicht lange die Wunden lecken: 2014 folgte "Outlander" und damit der große Erfolg einer Eigenproduktion.)
Willkommen in der Dunkelheit
Die Rolle der Hexe schien Spuren hinterlassen zu haben. In den nächsten Jahren folgten Rollen, in denen sie die verführerische Böse mimen durfte ("Dark Shadows", "300: Rise of an Empire", "Sin City 2: A Dame to Kill For"), bis schließlich das nächste Serien-Projekt vor der Tür stand, in dem die 37-Jährige all ihr Talent zur Schau stellen durfte. Es wurde wieder düster, richtig düster. Drei Staffeln lang spielte sie die vom Teufel verfolgte und besessene Vanessa Ives in der Showtime-Serie "Penny Dreadful" (hierzulande auf Netflix zur Verfügung; Vorgeschmack gibt es im Video im nächsten Abschnitt). Es ist ihre bisher beste Rolle, die den Zuschauer nicht ungerührt lässt. Ganz gleich, ob sie unter Tränen um den Tod fleht, aggressiven Widerstand bei einem Exorzismus leistet oder in einer Psychiatrie die Schrecken damaliger Behandlungen über sich ergehen lassen muss. Man kann vor dieser Frau nur den Hut ziehen.
Der Frust ist groß
"Penny Dreadful" hatte eine Reihe von beeindruckenden Charakteren und Darstellern, darunter Timothy Dalton ("James Bond"), Billie Piper ("Doctor Who") oder Josh Hartnett ("Black Hawk Down"). Doch wenn Eva Green die Szene betrat, lockte sie die Aufmerksamkeit auf sich, wie Licht die Motten. Ein "Scene Stealer", wie man so schön sagt. Und wie sie ihnen die Show stahl. Ein jähes Ende konnte das trotz alledem nicht verhindern. 2016 endete "Penny Dreadful" nach drei Staffeln. Zu abrupt in den Augen vieler Zuschauer. Ein Jahr später machen die Fans noch immer ihrem Frust Luft und verlangen auf Facebook eine weitere Staffel. Dass das passieren wird, ist mehr als unwahrscheinlich. Das nächste Ende eines kleinen Erfolgs für Eva Green. Als Fan der ersten Stunde ist der Frust vierzehn Jahre später immens. Es fühlt sich an, als hätte man ein unglaublich talentiertes Kind und muss miterleben, wie es in der Schulaufführung einen Baum spielen muss.
HBO, du bist gefragt
Im letzten Jahr sah man Eva Green schließlich wieder im Kino. Als Miss Peregrine begeisterte sie die Zuschauer in der Romanverfilmung "Die Insel der besonderen Kinder" von Tim Burton. Und das war es dann auch schon wieder. Ein kurzes Aufleuchten, mehr nicht. Wer einen Blick auf ihre IMDb"-Seite wirft, erfährt, dass sie weitere Filme abgedreht hat, die in diesem und dem nächsten Jahr erscheinen werden. Dass dabei aber die Rolle dabei ist, die Eva Green plötzlich zu einem Star macht, über den alle reden, wie sie es bei Jennifer Lawrence, Emma Watson oder Scarlett Johansson tun, ist fraglich. Große Kino-Rollen werden wohl weiterhin an die namhaften Hollywood-Schönheiten gehen. Deswegen wird es Zeit, dass Eva Green ein Serien-Projekt erhält, mit dem sie ein breites Publikum erreicht. Jetzt bist du an der Reihe, HBO.
Fünf Spin-offs in Arbeit
Der US-Sender hat offiziell bestätigt, aktuell an fünf Spin-off-Ideen zu arbeiten, mit denen Westeros auch nach dem Ende von "Game of Thrones" nicht von unseren Bildschirmen verschwindet. Bisher gibt es keinerlei Informationen über die Handlung der Geschichten, daher steht eine mögliche Besetzung selbstverständlich noch in den Sternen. Doch keine andere Schauspielerin würde eine bessere Schurkin (oder Heldin) in der fantastischen Welt von George R. R. Martin verkörpern, als Eva Green. Alleine ihre Stimme reicht aus, um einem einen wohligen Schauer über den Rücken laufen zu lassen und die tiefsten Schatten zu beschwören, die einen vollständig verschlingen können.
Omnipräsente Bedrohung
Was Lena Headeys Cersei in "Game of Thrones" verkörpert, könnte Eva Green für ein mögliches Spin-off sein: Eine erhabene, undurchschaubare Bedrohung, die vor keinen Gräueltaten zurückschreckt. Wer braucht schon Daenerys Targaryen und drei Drachen, wenn er eine Antagonistin gibt, die zur omnipräsenten Bedrohung der Heldin oder des Helden wird. Klar, die Weißen Wanderer und der Nachtkönig sind eine faszinierende, dunkle Naturgewalt, die in Staffel 7 "Game of Thrones" für einige Action-Szenen verantwortlich sein werden. Doch die stärksten Momente von "Game of Thrones" lagen noch immer in den Momenten, in denen Intrigen geschmiedet und ausgetragen wurden - und dazu mussten sich die Beteiligten nicht einmal die Hände schmutzig machen.
Viel mehr als die "seltsame Hexe"
Eva Green kauft man jede Rolle ab: Die des unschuldigen Lämmchens, der sinnlichen Verführerin oder das personifizierte Böse. Sie beherrscht es, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Man fürchtet sich vor ihr, begehrt sie, leidet mit ihr, will sein wie sie. Daenerys Targaryen wurde auf diesem Weg zu einem der beliebtesten Charaktere von GRRMs Epos. Eva Green verriet in einem Interview mit dem "Guardian", dass sie fürchtet, nur noch für die gleichen Rollen ausgewählt zu werden: "Ich werde mehr normale Rollen übernehmen müssen, weil ich nicht in eine mit 'Seltsame Hexe' beschriftete Box gesteckt werden möchte. Die Leute um mich herum sagen: Du musst aufhören, düstere Rollen anzunehmen." Sie wäre der perfekte Bösewicht für ein Spin-off, aber sie muss es nicht sein. Lasst sie die Heldin sein - mit Makeln, mit Schwächen, mit Schattenseiten. Gejagt von eigenen Dämonen.
Das perfekte Rezept
HBO wird bei den Spin-offs höchstwahrscheinlich ein ähnliches Rezept verwenden, wie schon bei "Game of Thrones": Eine gesunde Mischung aus bekannten, weniger bekannten und unbekannten Schauspielern. Und in welche Sparte man auch immer Eva Green einordnen mag, wäre sie der geeignete Star einer neuen Serie, die in die großen Fußstapfen von "Game of Thrones" treten muss. Wie gesagt: Wer Eva Green einmal gesehen hat, kommt vermutlich nie wieder von ihr los.
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