"Years and Years": Ein düsterer Blick in die Zukunft
Russell T. Davies ("Queer as Folk") wirft in seiner neuen Serie "Years and Years" einen Blick in die Zukunft. Fünfzehn Jahre verstreichen in der Dramaserie, in denen die Welt kein bisschen besser wird. Im Gegenteil.
Der Blick in die Nachrichten fühlt sich an manchen Tagen fast danach an, als ob wir uns ganz am Anfang einer der Dystopien befinden, die in den letzten Jahren nicht nur in Form von Romanen, sondern auch als Filme oder Serien regelrecht verschlungen wurden. Obwohl die Realität erschreckend genug ist, begeistern Serien wie "The Handmaid's Tale" und "Black Mirror" nach wie vor und sind mit ihren düsteren Zukunftsvisionen ausgesprochen erfolgreich. Ähnlich sieht es aktuell auch bei der BBC-Serie "Years and Years" aus, in der Russell T. Davies ("Queer as Folk", "Doctor Who") einen Blick auf die nächsten 15 Jahre wirft. Wem die Hulu-Serie "The Handmaid's Tale" (hierzulande bei MagentaTV) noch nicht ausreichend Albträume beschert hat, sollte sich die britische Miniserie demnächst vorknöpfen.
Starker Serienauftakt
Sechs Episoden - mehr braucht Davies nicht, um bei den Zuschauern bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und das mit Erfolg. Auch Stunden und Tage nach dem Finale von "Years and Years" verfolgen einen die gesehenen Bilder. Oder vielmehr: die gezeigten Entwicklungen politischer und technischer Natur, die uns laut Davies in den nächsten 15 Jahren bevorstehen. Die Serie begleitet die Familie Lyons aus Manchester, die unterschiedlicher kaum sein könnte. Die erwachsenen Enkelkinder (u.a. Rory Kinnear, Jessica Hynes und Russell Tovey) - mittlerweile mit eigenen Familien - besuchen jährlich ihre Großmutter (Anne Reid) und stehen auch abgesehen davon häufig in telefonischen Kontakt. Bei einem dieser Zusammenkünfte erklingen plötzlich Sirenen in Manchester. Schnell wird in den Nachrichten publik: Amerika - unter der Führung des wiedergewählten Trump - Ehat eine chinesische Insel mit einer Atombombe angegriffen. Endzeitstimmung im Haushalt der Lyons und ein dezenter Schauer, der den Zuschauern über den Rücken läuft. Wirklich realitätsfern fühlt sich dieser Moment nämlich nicht an.
Düstere Zukunftsmusik
Die Welt geht deswegen nicht unter, was die Lyons im ersten Moment vermutet haben. Aber sie schlittert schnellen Schrittes auf ihren Abgrund zu. Das nutzt auch die skrupellose Politikerin Vivienne Rook (Emma Thompson), die im Laufe der Jahre nicht nur mehr und mehr Anhänger gewinnt, sondern auch die Macht an sich reißt. Wird sie erst bezüglich ihrer Ansichten (u.a. dass man nur noch ab einem bestimmten IQ an Wahlen teilnehmen dürfe) ausgelacht, nutzt sie jede einzelne Krise, um mehr und mehr an die Spitze zu klettern. Atombomben, vermehrte Anschläge, der Sieg von Populisten, Konzentrationscamps, der Kollaps der Wirtschaft oder die Jagd auf Homosexuelle - nichts, was "Years and Years" in seinen sechs Episoden zeigt, fühlt sich an, als befände es sich in weiter Ferne oder als sei es zu surreal und bizarr, als dass es jemals geschehen könne. Vieles beschäftigt uns schon jetzt in unserem Alltag. "DWDL" bezeichnet die Serie treffend als "Warnung an die Menschheit". Eine Warnung, bei der wir ganz genau hinhören sollten.
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.