Echte Geschichte hinter „Rentierbaby“
Richard Gadd spricht über wahre Stalkerin
In „Rentierbaby“ erzählt der schottische Schauspieler und Comedian Richard Gadd über traumatische Ereignisse aus seinem Leben. In einem Interview mit einem englischen Magazin zeigt er überraschend viel Mitgefühl für seine echte Stalkerin.
Wer beim Titel „Rentierbaby“ mit einer albernen Netflix-Serie oder - noch schlimmer - mit Kinder-Programm gerechnet hat, den erwartet beim Klick des Play-Buttons eine Überraschung. Denn die Miniserie, die im Original den Namen „Baby Reindeer“ trägt, dreht sich um ein düsteres Kapitel aus dem Leben von Richard Gadd. Der Schauspieler und Comedian hat aus seiner One-Man-Theatershow, in der er in Edinburgh unter anderem über Trauma erzählt hat, eine siebenteilige Serie gemacht, in der er die Begegnung mit seiner Stalkerin offenbart.
„Vieles davon ist mir passiert“
Direkt zu Beginn von „Rentierbaby“ - ein Spitzname, den Gadds Stalkerin für ihn verwendet - macht ein Hinweis deutlich, dass die Serie auf wahren Begebenheiten beruht. „Vieles davon ist mir passiert“, bestätigt Gadd gegenüber „Attitude.co.uk“. „Wir mussten uns natürlich sehr bemühen, die Identitäten der Leute zu schützen. Aber in vielerlei Hinsicht ist es wahrscheinlich noch näher an der Wahrheit, als ich zugeben möchte.“ Den Namen seiner Stalkerin enthüllt er nicht und nennt sie, wie auch in der Netflix-Serie, nur Martha.
Über 41.000 E-Mails für das „Rentierbaby“
Die Text-Nachrichten, die in „Rentierbaby“ eingeblendet werden, haben ihn so tatsächlich von der echten Martha erreicht. Insgesamt erhielt er mehr als 41.000 E-Mails von ihr, berichtet „DailyMail.co.uk“, und das ist noch nicht alles. Martha schickte ihm auch über 350 Stunden von Voicenachrichten und kontaktierte ihn über Twitter und Facebook - bei ersterem gingen 744 Nachrichten von ihr bei ihm ein. Die echte Stalkerin lernte er kennen, als er sie - wie in der Serie - in dem Pub antraf, in dem er zu der Zeit arbeitete. Martha weinte und er versuchte sie mit einer Tasse Tee zu trösten. Ab diesem Moment verfolgte sie ihn.
Gadd sieht seine Stalkerin ebenfalls als „Opfer“
Vor rund fünf Jahren sprach Richard Gadd bereits mit „Independent.co.uk“ über seine Erlebnisse und überrascht dabei vor allem mit Mitgefühl für seine Stalkerin. „Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr sie in all dem ein Opfer ist“, betont er im „Independent“-Interview. „Wenn wir an Stalker denken, denken wir immer an Filme wie Misery und Fatal Attraction, wo der Stalker eine monströse Gestalt in der Nacht in einer Gasse ist. In der Regel handelt es sich jedoch um eine frühere Beziehung oder um jemanden, den man kennt, oder um einen Arbeitskollegen. Stalking und Belästigung sind eine Form der Geisteskrankheit. Es wäre falsch gewesen, sie als Monster darzustellen, denn es geht ihr nicht gut, und das System hat sie im Stich gelassen.“
Trost für andere Betroffene
Dem „Attitude“-Magazin erzählt er, dass er hofft, dass die Zuschauer*innen eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle durchleben, während sie „Rentierbaby“ gucken: Dass sie mal auf Marthas Seite stehen, dann auf seiner und zwischenzeitlich beide hassen. „In erster Linie will man die Menschen berühren. Man will die Menschen bewegen, man will denen Trost spenden, die durch ähnliche Erfahrungen verstört wurden“, so Gadd.
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