"The Walking Dead" Staffel 6
Morgans Verwandlung wird enthüllt (Folge 4)

Foto: Gene Page/AMC

In der 4. Episode von “The Walking Dead” Staffel 6 wird erstmals die mysteriöse Vergangenheit von Morgan Jones gelüftet. Was ist mit ihm passiert, seit wir ihn das letzte Mal in der 3. Staffel gesehen haben? Ganze 60 Minuten drehen sich nur um Morgan und haben einen interessanten Twist parat. Vorsicht: SPOILER!

Was ist nur mit Morgan passiert? Diese Frage hat sich jeder „The Walking Dead“-Fan Im Laufe der letzten Episoden gefragt. Aus dem Mann, der durch Kummer und Hass fast wahnsinnig war, ist ein gefasster Pazifist geworden. Das Rätseln hat endlich ein Ende. Die 4. Episode gehört ganz alleine Morgan Jones (Lennie James) und seiner eigenen Geschichte. Und die setzt am besten dort an, wo sie damals aufgehört hat: in Morgans Appartement, in dem er damals auch auf Rick Grimes (Andrew Lincoln), Carl (Chandler Riggs) und Michonne (Danai Gurira) getroffen ist. Schnell zeigt sich, wieso Morgan sein abgesichertes Domizil verlassen hat: er hat versehentlich seine Lampe umgestürzt und damit ein Feuer entfacht, das ihn dazu gezwungen hat, zurück in die Wälder zu kehren.

Erste Zweifel am Töten

Dort tötet er jeden Beißer, der ihm in die Quere kommt, wirft sie auf einen Haufen und zündet sie an, um mit dem Feuer weitere Zombies anzulocken. Morgans kleiner, untoter Scheiterhaufen wächst und wächst. Einer der Momente, in denen man sich womöglich fragt: Wie irre ist Morgan eigentlich? Auf jeden Fall nicht so verrückt, wie wir glauben. Denn bereits am nächsten Morgen baut er sich einen kleinen Bereich, in dem er vor Zombies sicher ist – dieser Mann weiß definitiv, wie er alleine überleben kann. Ein Talent, das auch herausgefordert wird, als er eines Tages im Wald plötzlich von zwei Fremden verfolgt und gejagt wird. Damals war Morgan jedoch noch anders und so sehen wir schließlich, wie er beide Männer umbringt. Die ersten Anzeichen eines möglichen Wandels sind jedoch bereits zu sehen: Man sieht Morgan nach den Morden an, dass es ihn beschäftigt und aufwühlt. 

Morgan trifft auf Eastman

Bei einem weiteren Streifzug wird er schließlich von dem Geräusch einer Zeige – ja, eine Ziege! – abgelenkt, die ihn schließlich zu einer Hütte lockt, die offensichtlich von einem anderen Überlebenden bewohnt wird. Der hat offensichtlich gut vorgesorgt: mit einem Zaun schützt er sich vor Beißern und auf dem Dach befinden sich Solar-Zellen für Strom. Morgan ist jedoch wenig daran interessiert, einen neuen Freund zu finden, sondern ist nur an der Ziege interessiert. Der Fremde hindert ihn am Diebstahl und schafft es, Morgan - nachdem er sich entschuldigt hat – mit einem großen Stock bewusstlos zu schlagen. Na, das kommt uns bereits bekannt vor, nicht wahr? Scheint, als hätten wir Morgans Mentor gefunden. Der holt Morgan zu sich ins Haus, sperrt ihn aber erst einmal ein. Trotzdem mangelt es Morgan an nichts. Der Fremde mit dem Stock hat ihn mit allem versorgt, dass man benötigt. Allen voran: Essen! 

Morgan hat die Wahl: Töten oder ein neues Leben

Es verstreichen ein paar Tage, bis es zum richtigen Gespräch zwischen den beiden kommt und wir mehr über den mysteriösen Mann erfahren, der den Namen „Eastman“ trägt. Wie sich herausstellt, war er vor der Apokalypse ein forensicher Psychiater in Atlanta, der Morgan schließlich auch ein Buch gibt, das ihm offensichtlich auch die Augen öffnen: „Die Kunst des Friedens“. Bis zu diesem Moment war Morgan jedoch noch weit davon entfernt, der friedliche Streitschlichter zu sein. Das zeigt sich, als der Fremde sich erkundigt, wer Morgan ist und was er macht. Seine Antwort: Er tötet alle, die ihm zu nahe kommen – ganz gleich, ob es sich dabei um Beißer oder um Menschen handelt. Was vielleicht andere abschrecken würde, lässt Eastman kalt. Sein Beruf hilft ihm dabei, Morgan zu verstehen und zu sehen, was das eigentliche Problem ist. Für ihn ist Morgan kein Wahnsinniger, der sinnlos mordend durch die Wälder zieht. Eastman erkennt, dass sein Gegenüber an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Ausgelöst dadurch, dass er mitansehen musste, wie sowohl seine Frau, als auch sein Sohn sich in Untote verwandelten. Eastman will ihm helfen – und enthüllt, dass die Zellentür die ganze Zeit unverschlossen war. Morgan hätte jederzeit entkommen können. Nun stellt er ihn vor eine Entscheidung: Er kann gehen und weiterhin mordend durch die Wälder ziehen oder bleibt bei Eastman und lässt sich helfen.

Angriff auf Eastman

Wer damit rechnet, dass dieser Moment Morgan bereits vollkommen geheilt hat, täuscht sich: Kaum hat Morgan die Zelle verlassen, greift er Eastman an, wirft ihn zu Boden und beginnt ihn zu würgen. Als es bereits danach aussieht, als würde Eastman Richtung Jenseits driften, kommt es zur großen Überraschung. Eastman schafft es, Herr der Lage zu werden, sich zu befreien und Morgan zu bezwingen. Er erinnert ihn daran, dass er eine Wahl hat: entweder bleibt er und lässt sich helfen oder er verschwindet und kann weiterhin töten. Nach dieser Auseinandersetzung scheint Morgans Entscheidung gefallen zu sein. Er geht zurück in seine Zelle und wird damit zum Schüler von Eastman, der ihn zukünftig in Aikido unterrichtet und ihm die „Kunst des Friedens“ näherbringt. Die legt es nahe, niemanden zu töten. Nicht einmal schlechte Menschen. Dass Morgan diese Worte beherzigt, konnten wir bereits in der 2. Folge „JSS“ sehen, als er beim Gemetzel in Alexandria selbst Killer verschont hat.

Auch Beißer sind Menschen

Jedes Leben ist wichtig. Das zeigt sich auch, als Morgan zwei Beißer erledigt, die auf Eastmans Grundstück gelangten und sich auf die Ziege stürzen wollten. Er entdeckt eine Art Friedhof mit kleinen Grabsteinen, die von Eastman angefertigt wurden. Als dieser zu Morgan stößt, hilft er, die Beißer zu begraben. Vorher hat er den Leichnamen die Geldbeutel entnommen, um mit Hilfe des Ausweises einen Namen für die Grabsteine zu bekommen. Das letzte Mal, dass Beißer so würdevoll und als das, was sie eigentlich sind – Menschen – behandelt wurden, ist schon eine Weile her. Einer der letzten, ähnlichen Momente dürfte wohl die Episode mit Daryl und Beth im Bestattungsinstitut sein. Damals entdeckte Beth vor ihrer Entführung, dass der Bestatter die Beißer für ihren letzten Abschied wieder äußerlich herstellte und ihnen damit die erschreckende Optik nahm, bevor er sie wie normale Menschen beerdigte. 

Gleiches Schicksal

Im Laufe der Episode erfahren wir schließlich mehr über den Eastman und dass er ein ähnliches Schicksal wie Morgan erleidet hat. Auch er hat seine Frau und sein Kind verloren – jedoch noch vor Ausbruch der Zombie-Apokalypse. Als die Welt noch in Ordnung war, brachte sein Urteil einen Patienten ins Gefängnis, der kurz daraufhin ausbrechen konnte und Rache an Eastman nahm, indem er dessen Familie tötete. Die Zelle, die wir in dem kleinen Haus gesehen haben, war für eben diesen Patienten: Eastman wollte ihn dort einsperren und mitansehen, wie er vor seinen Augen verhungerte, um wiederum Rache für den Mord an seiner Frau und seiner Tochter zu nehmen. Bevor es so weit kommen konnte, erkannte er schließlich, dass jedes Leben kostbar ist, auch das von schlechten Menschen – die gleiche Einstellung, die auch Morgan in der 5. und 6. Staffel vertritt.

Eastmans mysteriöse Prophezeiung

Eastman will nicht länger an diesem Ort bleiben und möchte, dass Morgan ihn bei seiner Reise begleitet. Bevor sie aufbrechen, wollen sie noch Dinge aus Morgans kleinem Refugium in den Wäldern holen und brechen gemeinsam auf. Bei ihrem Marsch spricht Eastman schließlich Morgans Verluste an und fordert ihn sogar auf, die Namen seiner Frau und seines Sohnes zu sagen – etwas, das Morgan offensichtlich seit ihrem Tod vermieden hat, was seine aufgewühlte Reaktion zeigt. Eastman tröstet ihn schließlich mit Worten, die mysteriöser nicht sein könnten: Er verspricht Morgan, dass er wieder ein Baby in den Armen halten werde. Hat Eastman nun auch noch hellseherische Fähigkeiten? Denn was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: seine Worte werden sich in Alexandria bewahrheiten, wenn Morgan auf Rick trifft und die kleine Judith kennenlernt. In der 1. Folge von Staffel 6 „The Walking Dead“ gibt es eine Szene, in der er die Kleine hält.

Morgen entdeckt Eastmans Lüge

Doch es bleibt nicht lange Zeit, um sich über Eastmans Aussage wundern, denn ein Beißer findet die beiden in den Wäldern und nutzt den Überraschungseffekt – er verletzt Eastman. Selbst jetzt, da er dem Tod geweiht ist, hält er an seinen Überzeugungen fest. Eastman bringt den Beißer, der ihn verletzt hat, zurück zu seinem Haus, um ihn würdevoll zu bestatten. Als Morgan mit auf den kleinen Friedhof kommt, entdeckt er erstmals einen kleinen Grabstein, der ihm bisher nie aufgefallen ist: er trägt den Namen des Mannes, der Eastmans Frau und Tochter getötet hat. Wissend, dass sein Geheimnis gelüftet wurde und dass er dem Tode geweiht ist, gesteht Eastman gegenüber Morgan alles: Seine Geschichte habe nicht komplett gestimmt. Er hat seinen Patienten nicht verschont, sondern ihn tatsächlich in die Zelle eingeschlossen, damit er vor seinen Augen stirbt. Es dauerte 47 Tage, bis der Killer starb und Eastman erkannte, dass dieser Tod ihm keinen Frieden und keine Genugtuung beschert hat. Erst als er sich geschworen hätte, nie wieder zu töten, hätte er seinen inneren Frieden gefunden.

Auf den Spuren von Rick Grimes

Erinnert ihr euch noch an den kleinen Hasenfuß, den Morgan in einer der Abspann-Szenen der 5. Staffel in der Kirche auf dem Altar aufgebahrt hat? Er hat ihn von Eastman, der ihn wiederum von seiner verstorbenen Tochter erhalten hat. Weil er ihm bisher immer Glück gebracht hat, überreicht er ihn Morgan, bevor er stirbt, in der Hoffnung, dass sein Freund fortan auch Glück hat. Nach Eastmans Tod zieht Morgan weiter. Kurz darauf findet er die Zeichen, die nach Terminus führen und ihn über Umwege zu Rick Grimes bringen. Endlich wissen wir, was Morgan seit der 3. Staffel „The Walking Dead“ widerfahren ist – und dieser Einblick könnte nicht interessanter gewesen sein. Eine spannende Abwechslung zu dem vielen Blutvergießen der letzten Episoden der 6. Staffel.

Keine Rettung für den Wolf

Zurück in der Gegenwart zeigt sich, dass Morgan diese Geschichte nicht etwa Carol oder einem Bewohner von Alexandria anvertraut hat. Im Gegenteil: er hat sie dem Wolf erzählt, den er in der letzten Episode überwältigt hat. Damals war noch unklar, ob er ihn getötet oder verschont hat, jetzt wissen wir, dass er ihm eine dritte Chance gegeben hat. (Die zweite Chance gab es bereits beim ersten Aufeinandertreffen im Wald.) Offensichtlich hat Morgan gehofft, den Wolf mit dieser Geschichte zur Besinnung zu bringen – ähnlich wie es der Eastman damals bei ihm gemacht hat. Ohne Erfolg. Der Wolf enthüllt eine Verletzung – offensichtlich ein Zombie-Biss – und erste Symptome, dass die Verwandlung zum Beißer nahe ist. Sollte er an Medizin kommen und überleben, würde er jeden in Alexandria umbringen. Morgan hat genug gehört. Er sperrt den Verletzten ein und lässt ihn alleine zurück. Kaum hat er das Haus verlassen, hört er plötzlich einen Mann schreien, der auf der anderen Seite der Mauer verlangt, die Tore zu öffnen – es ist Rick. Puh! Damit wissen wir schon einmal, dass er offensichtlich den Wohnwagen zum Laufen gebracht hat und seiner kniffligen Situation entkommen konnte.

Autor:

Julia Schmid

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