"The Magicians" Staffel 4
Drama um Finale geht weiter

Foto: 2019 Syfy Media Productions LLC. ALL RIGHTS RESERVED
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Das "The Magicians"-Fandom kommt nicht zur Ruhe. Nach dem dramatischen Finale der 4. Staffel, schießt sich der US-Sender SYFY immer mehr ins Aus bei den Fans, nachdem kritische Reviews zur letzten Folge verschwinden.

Vorsicht: Dieser Artikel enthält massive Spoiler zum Finale von "The Magicians" Staffel 4!

Rund eine Woche ist vergangen, seit der US-Sender SYFY das Finale der 4. Staffel "The Magicians" ausgestrahlt hat. Doch seitdem ist - so dramatisch es auch klingen mag - nichts mehr so, wie es einmal war. Die Serie trennte sich in der letzten Folge von einem Hauptcharakter und bekommt seitdem viel Kritik zu spüren. Nicht nur von den Zuschauern, sondern auch von Journalisten, die mancher Entscheidung kritisch gegenüberstehen. Denn nachdem "The Magicians" zuletzt viel Lob von den Fans erhalten hat, scheint sich jetzt das wahre Gesicht der Fantasy-Serie gezeigt zu haben.

Mehr als nur der weiße Protagonist

Showrunnerin Sera Gamble entschied sich gemeinsam mit ihrem Team, sich von Quentin Coldwater (Jason Ralph) zu trennen, um damit zu verdeutlichen, dass in der "Magicians"-Welt auch "weiße, männliche Protagonisten" nicht sicher sind. Denn diese überleben in anderen TV-Serien meist bis zuletzt, während diverse Figuren auf schreckliche Art ums Leben kommen. Das große Problem an der Sache: Quentin war viel mehr, als nur der "weiße, männliche Protagonist" der Serie. Während die Fans das nicht vergessen haben, scheinen die Autoren aus den Augen verloren zu haben, wie wichtig Q für die Fans war.

"A Life in the Day" geht weiter

"The Magicians" hatte in den letzten Jahren mehrfach angedeutet, dass Quentin nicht heterosexuell ist, sondern bisexuell. Die offizielle Bestätigung kam schließlich in der 4. Staffel. In Episode 5 gesteht Quentin seinem besten Freund Eliot (Hale Appleman) - mit dem er in einer Quest ("A Life in the Day") bereits fünfzig Jahre als Partner zusammengelebt hat - seine Liebe und beendet gleichzeitig die On-Off-Beziehung zu seiner Ex-Freundin Alice (Olivia Taylor Dudley). Eliot hat jedoch Angst, macht einen Rückzieher und weist Quentin zurück. Doch das ändert nichts an seinen Gefühlen für Eliot, die auch eine große Rolle in Quentins Motivation zur Rettung von Eliot in Staffel 4 beigetragen haben.

Das Ende eines langen Kampfes

Quentin ist weitaus mehr, als der heterosexuelle, weiße Mann einer Fantasy-Geschichte, der alles Drama unbeschadet überlebt. Er ist ein bisexueller Held, der von Anfang an mit Depressionen zu kämpfen hatte und selbst dann nicht auf wundersame Weise davon geheilt wurde, als er erfahren hat, dass Magie existiert. Trotz zahlreicher Schicksalsschläge hat Quentin weitergekämpft. Staffel für Staffel. Er hat anderen Zuschauern mit Depressionen oder psychischen Erkrankungen Mut gemacht, dass die eigene Geschichte immer weitergehen kann. Mut, der vielen im Finale schlagartig genommen wurde.

Romantisierung von Suizid

Der Tod von Quentin im Finale der 4. Staffel "The Magicians" hinterlässt bei vielen Fans einen bitteren Nachgeschmack, weil sie davon überzeugt sind, dass Q Selbstmord begangen hat und dieser in der Serie romantisiert dargestellt wurde (u.a. durch eine Gesangeseinlage an einem Lagerfeuer, bei dem sich alle Freunde an die schönsten Momente von Q erinnert haben). Das versuchen die Autoren und Showrunner von "The Magicians" in den sozialen Medien zu dementieren. In Interviews, die kurz nach dem Finale veröffentlicht wurden, klingt das jedoch anders.

Dementi von den Showrunnern

John McNamara deutet in einem Interview an, dass Quentins Unterbewusstsein seinen letzten Willen - den mehrfach versuchten Suizid - bekommen hat. "Did I do something brave to save my friends, or did I finally find a way to kill myself?", fragt ein weinender Quentin in der Unterwelt und bekommt keine konkrete Antwort darauf. Die Theorie, dass Quentin tatsächlich Selbstmord begangen haben könnte, sehen Fans auch darin bestätigt, dass "The Magicians" nach dem Finale die Nummer einer Selbsthilfe-Hotline eingeblendet hat, falls Fans ebenfalls Selbstmordgedanken hegen.

Queerbaiting & Bury Your Gays

Die Fans von "The Magicians" fühlen sich - vor allem nach der 5. Episode mit Quentins Liebesgeständnis - gleich doppelt von den Showrunnern hintergangen. Nicht nur, dass sie mit dem Finale und Qs potenziellen Selbstmord eine gefährliche Nachricht an die Zuschauer senden. "The Magicians" ist dadurch auch die nächste Serie, die auf die leidige "Bury Your Gays"-Trope zurückgegriffen hat. Wenige Folgen, nachdem Quentin offiziell als bisexuell bestätigt wurde, muss er in der Serie sterben. Ob es eine romantische Reunion zwischen Eliot und Quentin - kurz: Queliot - gegeben hätte, ist ohnehin fraglich. Denn die gleiche Show, die nach 4x05 ein eigenes Queliot-Fanvideo veröffentlichte, trieb Quentin in den finalen Folgen zurück in die Arme von Alice, mit der kurz zuvor eigentlich endgültig abgeschlossen hatte. (Stichwort: Queerbaiting.)

Starke Frauencharaktere werden schwach

Quentin ist der größte Leidtragende der finalen Folge, doch auch andere Charaktere haben sich auf einmal OOC (out of character) verhalten und zuvor getätigte Charakter-Entwicklung wurde innerhalb kürzester Zeit restlos vernichtet. Dazu zählen beispielsweise Margo (Summer Bishil), die ihre Affäre mit Josh über die Rettung von Eliot stellte (obwohl Fisch-Josh dank ihrem Feen-Auge nie ernsthaft in Gefahr war) oder Kady (Jade Tailor), die plötzlich nur noch ein Ziel im Leben hatte: die Freundin von Penny zu sein.

Kritiken verschwinden

Der Aufschrei der "The Magicians"-Fans dauert noch immer an und wird so schnell vermutlich auch nicht schwinden. Dafür sorgt auch der US-Sender SYFY selbst. In den letzten beiden Tagen wurden zwei Kritiken zum Finale, die auf der eigenen Homepage veröffentlicht wurden, still und heimlich offline genommen und gelöscht. Einer der Artikel hat mittlerweile auf einer anderen Homepage ein neues Zuhause gefunden und kann hier nachgelesen werden. Während SYFY, die Showrunner und die Autoren in der Gunst der Fans weiter sinken, wächst dafür das Mitgefühl für den Cast.

Cast tappte im Dunkeln

Vergangene Woche bestätigte Arjun Gupta, dass man ein anderes Ende für die 4. Staffel "The Magicians" gedreht hatte, das jedoch nie ausgestrahlt wurde. In der Dummy-Szene soll es offensichtlich einen Hinweis gegebenen haben, dass Quentins Tod nicht endgültig ist und er in Staffel 5 zurückkommen würde. Erst kurz vor Ausstrahlung der finalen Episode erfuhren die Darsteller, dass diese Szene nicht ausgestrahlt werden und Jason Ralph in Staffel 5 nicht erneut in die Rolle von Quentin Coldwater schlüpfen würde. Ralph musste einen Knebelvertrag unterschreiben, wie er in einem Interview verraten hat, und musste die Wahrheit knapp ein Jahr vor seinen Kollegen verheimlichen.

Mitgefühl für die Darsteller

Zahlreiche "The Magicians"-Fans sehen das als unmögliches Verhalten der Showrunner im Umgang mit ihren Darstellern. Ihr Mitgefühl ist vor allem Hale Appleman gewidmet. Der queere Darsteller war selbst ein großer Fan von der Beziehung zwischen Quentin und Eliot und war sehr stolz darauf, dass "The Magicians" zur Repräsentation der LGBTQ-Community beigetragen hat. Öffentlich haben sich die Darsteller noch nicht kritisch zum Finale geäußert - was auch logisch ist, weil sie dadurch ihren Job gefährden könnten - doch sie verstecken ihren eigenen Schmerz über die Entwicklung der Serie nicht.

Fans starten Kampgane

Wie geht es nun für "The Magicians" weiter? SYFY hat eine 5. Staffel bereits vor mehreren Monaten bestätigt. Doch diese dürfte nach den jüngsten Enttäuschungen mit spürbaren Quoten-Einbrüchen zu rechnen haben. Aktuell haben "The Magicians"-Fans eine Kampagne ins Leben gerufen, mit der sie den Verantwortlichen bei SYFY zeigen wollen, wie wichtig Quentin Coldwater für die Zuschauer war. In der Hoffnung, dass Quentins Geschichte noch nicht endgültig vorbei ist und in Staffel 5 fortgesetzt wird. In den Romanen von Lev Grossman, auf denen die Serie lose basiert, erhält unser depressiver Nerd ein Happy End. Das wäre ihm auch in der TV-Serie vergönnt.

Autor:

Julia Schmid

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