"London Spy" Folge 4
Don’t go breaking my heart

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Das Finale der BBC-Miniserie “London Spy” rückt immer näher. In der 4. Folge erfahren wir endlich, welches Geheimnis sich in dem Kryptex verbirgt, das Alex für Danny zurückgelassen hat. Und wir müssen den Verlust eines Hauptcharakters verkraften.

Man möchte „Don’t go breaking my heart“ anstimmen, sobald das „London Spy“-Theme auf der Bildfläche erscheint. In den sozialen Medien rüsten sich die Fans bereits im Vorfeld auf eine emotionale Achterbahn. Dort blickt man ebenso vorfreudig wie auch verängstigt jeder neuen Episode entgegen. Wird Drehbuchautor Tom Rob Smith die Zuschauer ein weiteres Mal quälen und Ben Whishaw wieder zum Weinen bringen? (Denn das macht er gerne – und wir sind ihm sehr dankbar dafür.) Bereits nächste Woche läuft das große Finale der BBC-Miniserie, in der wir dann hoffentlich auf alle noch ungeklärten Fragen eine Antwort erhalten. (Unter anderem: Ist Alex noch am Leben? Da es eine Serie über Spione ist, stirbt diese Hoffnung wohl zuletzt.)

Die Etappen einer Liebe

Die letzte Episode hat uns mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen: Danny (Ben Whishaw) erhält von seinem schmierigen Freund Rich ein Handy, das just in den letzten Sekunden klingelt. Doch wer ruft an? Die Antwort darauf erhalten wir nicht sofort. Besser gesagt: es bleiben weitere Fragezeichen zurück, als eine verzerrte Stimme Danny auffordert, den einzelnen Etappen von Dannys und Alex’ Romanze zu folgen. Ein Zeichen dafür, dass Alex auf der anderen Seite der Leitung ist? Die Antwort: leider nein. Dannys letzte Station führt ihn in das Restaurant, in dem Alex (Edward Holcroft) ihn zum Essen ausgeführt hat. Der Anrufer, der sich jetzt zu erkennen gibt, ist jedoch nicht der (vermeintlich) tote Spion, sondern ein unbekannter Mann (Riccardo Scamarcio), der für einen Escort-Service arbeitet.

Ein unerwarteter Gefühlsausbruch

Schonungslos erklärt er, dass man ihn dafür bezahlt hat, um Alex zu verführen – und der ist dummerweise auf die hilflose Masche reingefallen, weil sie ihn an Danny erinnert hat. Hat Alex also schonungslos seinen Freund in den acht Monaten betrogen? Darüber streiten sich gerade die „London Spy“-Fans. In einer späteren Flashback-Szene der 4. Episode erfahren wir, dass es Danny selbst war, der Alex mehr oder weniger dazu drängt, sich mit anderen Männern zu treffen und Erfahrungen zu sammeln. Eine Aufforderung, die Alex weinend verneint – er will keine anderen Männer treffen, er will nur Danny. Der bisher sonst so steife Brite zeigt plötzlich Gefühle. Ein Ausbruch von Emotionen, die man von Danny gewohnt ist, nicht aber von Alex. Nach mittlerweile vier Episoden gewöhnt man sich daran, Whishaw außer sich zu sehen - Holcrofts plötzliche Verletzbarkeit seines eher beherrschten Charakters Alex besitzt eine umso stärkere Wirkung. Alex hat schließlich doch Dannys Drängen nachgegeben, zum Sex mit dem Mann des Escort-Services kam es trotzdem nicht. Das kleine Techtelmechtel scheint Alex nur noch mehr vor Augen geführt zu haben, dass es Danny ist, den er liebt.

000001 - das "Ich liebe dich" eines Mathematikers

Die 4. Episode von „London Spy“ lebt vor allem von Flashbacks. Wir erhalten Häppchen für Häppchen mehr Einsichten in die Beziehung von Danny und Alex. Das Geheimnis um das Kryptex wird entschlüsselt, nachdem sich die Fans seit Folge 1 deswegen den Kopf zerbrechen. Der Code ist am Ende so tragisch-schön, wie auch simpel: 000001. Es scheint Alex’ Art zu sein, um Danny ein letztes Mal zu sagen, dass er nur ihn liebt, dass er der einzige Mann war, den er jemals wollte – seine Nummer eins in diesem Code. Diverse Flashbacks unterstreichen diese Liebe, die der englische Spion für den chaotischen Danny gehegt hat. Bei einem Gespräch am Lagerfeuer tauschen sich die beiden über Seelenverwandte aus. Im Gegensatz zu Danny, geht Alex alles wesentlich pragmatischer an: er glaubt nicht an Seelenverwandtschaft. Nicht nur, weil er ein Mathematiker ist und solche Dinge mit anderen Augen sieht. Zwischen den Zeilen sagt er, dass er auf keinen Seelenverwandten warten muss, dass er das nicht braucht, solange er Danny hat. Letzterer erkennt diese geheime Botschaft von Alex’ Worten nicht.

Ein weiterer Tod

BBC kündigte „London Spy“ als großes Spionage-Drama an – immerhin verrät das auch alleine der Titel. Mittlerweile sind Verschwörungstheorien und Intrigen nahezu in den Hintergrund gerückt. Das menschliche Drama und die Beziehung von Danny & Alex/Alistair stehen im Fokus. Doch für welches Geheimnis musste Alex letztendlich sterben? Gemeinsam mit Scottie (Jim Broadbent), Alex’ Professor, Marcus Shaw (Adrian Lester), und Claire (Harriet Walter) können sie das Rätsel schließlich lösen. Alex hat einen Algorithmus gefunden, um die Mimik von Menschen zu entschlüsseln und zu erkennen, ob sie lügen. Eine heikle Angelegenheit, die nicht nur für Politiker zu ernsthaften Problemen führen könnten. Alex hat sich damit Feinde gemacht und letztendlich scheint es ihn sogar das Leben gekostet zu haben. Doch er ist nicht das einzige Opfer in „London Spy“: Danny verliert schließlich auch seinen langjährigen Freund, Retter, Mentor und Liebhaber Scottie, den er nachts erhängt in einem Waldstück findet. Sein Mord wird als Selbstmord inszeniert, doch Danny sitzt damit umso mehr in der Klemme.

Unter der Oberfläche

Oberflächlich betrachtet könnte man „London Spy“ mit Leichtigkeit als dröge Mini-Serie mit aufgeblasenen Dialogen abhandeln – so zumindest der Grundtenor diverser Kritiken. Wer sich jedoch auf die Serie einlässt, wird Zitate finden, die einem aus dem Herzen sprechen und die man nicht mehr vergessen möchte. Szenen, die Cineasten zum Schwärmen bringen und eine schauspielerische, emotionale Tiefe, die „London Spy“ Woche für Woche zu einer wahren Karussellfahrt des Schmerzes machen. Das erinnert an diese eine Szene aus „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, wenn Ron in der Tasse prophezeit, dass man leiden, aber sehr glücklich darüber sein werde. Besser lässt sich „London Spy“ wohl nicht beschreiben.

Autor:

Julia Schmid

Julia Schmid auf X (vormals Twitter)

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