"Carnival Row": Eine neue Heimat für die erwachsenen Potterheads
In wenigen Tagen startet die neue Fantasyserie "Carnival Row" auf Amazon Prime Video, in der sich Orlando Bloom und Cara Delevingne in eine magische Welt begeben, in der nicht nur eine dunkle Kreatur für Angst und Schrecken sorgt. Eine Geschichte, so vielschichtig, magisch und düster, dass sie die Herzen erwachsener "Harry Potter"-Fans schneller schlagen lassen könnte.
Der Druck ist groß: Wer wird der Nachfolger von "Game of Thrones"? Die Fantasyserie von HBO hat im Mai offiziell das Feld geräumt. Zurück bleibt nicht nur eine schmerzhafte Lücke, sondern auch große Fußstapfen, die nun andere Sender und Streamingdienste mit Eigenproduktionen füllen wollen. Jeder träumt davon, den nächsten Hit aus dem Fantasy-Bereich auf den Markt zu werfen, der die Zuschauer ähnlich vor die Bildschirme fesselt, wie bis zuletzt die Intrigen in Westeros. Den Anfang macht Amazon mit der Serie "Carnival Row", die am 30. August 2019 ihre große Premiere feiert und auch in Deutschland im Programm aufgenommen wird. Vorerst steht jedoch nur die englische Version zur Verfügung. Im November folgt die synchronisierte Fassung. Wir haben schon vorab einen Blick auf die insgesamt acht Episoden geworfen, die uns in eine magische Welt mit alltäglichen Problemen entführt.
Unerwünschte Flüchtlinge
"Carnival Row" spielt in einer Welt, die einem London der viktorianischen Ära ähnelt und uns sofort ein bisschen an "Penny Dreadful" erinnert hat. Ähnlich düster, ähnlich gefährlich ist die Stadt Burge, in der die Fee Vignette Stonemoss (Delevingne) und der Ermittler Rycroft Philostrate (Bloom) leben. Nur ist diese von deutlich mehr mythologischen Geschöpfen bewohnt. Ähnlich wie in "Harry Potter", leben auch hier unter anderem Zentauren, Faune oder Werwölfe unter den Menschen. Doch die politische Lage ist angespannt: Die (übernatürlichen) Flüchtlinge, die in die Heimat der Menschen dringen und dort Schutz suchen, sind nicht gern gesehen. Immer häufiger kommt es zu Ausschreitungen zwischen Menschen und den Kreaturen, die unter Rassismus und Vorurteile leiden müssen. Besonders hart trifft es dabei die Feen, die aus ihrer Heimat Tirnanoc fliehen mussten. Viele von ihnen prostituieren sich, um geduldet zu werden. Ein Schicksal, dem Vignette bei ihrer Ankunft in Burge entkommt.
Vignettes Welt bricht zusammen
Vignette landet in dem Haushalt von Imogen Spurnrose (Tamzin Merchant, "Die Tudors") und deren Bruder Ezra (Andrew Gower, "Outlander"), in dem sie als Minderheit nichts zu sagen hat und nur niedere Arbeiten übernehmen darf. Bei einem Gespräch mit einer alten Freundin erfährt Vignette schließlich, dass ihr vermeintlich toter Liebster, der Mensch Rycroft Philostrate (kurz: Philo), noch immer am Leben ist und sich ebenfalls in Burge befindet. Wutentbrannt macht sich Vignette auf die Suche nach dem Mann, der seinen Tod nur vortäuschte und ihr damit das Herz gebrochen hat, um Antworten zu erhalten. Stück für Stück erfährt der Zuschauer schließlich, welche besondere Geschichte die beiden verbindet, deren Liebe in Burge nicht gern gesehen ist und einst in Tirnanoc begonnen hat. Doch "Carnival Row" ist mehr als nur eine übernatürliche Liebesgeschichte.
Eine Mordserie erschüttert Carnival Row
Die tragische Geschichte von Vignette und Philo gibt den Ton an, doch im Fokus von "Carnival Row" stehen mysteriöse Morde, in denen man es offensichtlich vor allem auf die unterdrückten Feen abgesehen hat. Ganz in "Jack the Ripper"-Manier werden unschuldige Feen regelrecht ausgeweidet und in den Straßen zurückgelassen - ein Anblick, der definitiv nichts für zartbesaitete Zuschauer ist. Unruhen machen sich in den Straßen von Burge breit und heizen die ohnehin angespannte Stimmung noch mehr an. Philo nimmt die Ermittlungen auf und ahnt dabei noch nicht, mit welch dunklen Mächten er sich dabei einlässt. Je näher er der Lösung kommt, umso mehr Geheimnisse deckt er auf und bringt dadurch nicht nur sich, sondern auch in Vignette in Lebensgefahr.
Serie gewinnt in der zweiten Hälfte
Das erste Kapitel von "Carnival Row" umfasst acht Episoden. Eine 2. Staffel wurde bereits im Vorfeld in Auftrag gegeben, womit schon jetzt klar ist, dass wir nach Burge zurückkehren dürfen. Fest steht: Es braucht ein paar Folgen, bis man mit "Carnival Row" warm wird. Immerhin wird man aus dem Nichts in eine magische, komplexe Welt geworfen, in der man sich erst langsam zurechtfinden muss. Die Stärke liegt vor allem in der zweiten Staffelhälfte, in der einige spannende Geheimnisse gelüftet werden - mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Mit allzu großen Erwartungen sollte man sich der Serie nicht nähern: Die Fußstapfen von "Game of Thrones" füllt es nicht aus. Während sich Orlando Bloom in der Rolle des grüblerischen Ermittlers sichtlich wohl fühlt, wirkte Cara Delevingne - obwohl sie den interessanteren Charakter der beiden mimt - oftmals deplatziert. So wirklich warm wurde ich mit ihrer schauspielerischen Leistung als Vignette nicht. Das gleichen zum Glück andere Darsteller der Serie aus. Meine persönlichen Highlights: Indira Varma ("Game of Thrones"), Jared Harris ("Chernobyl"), Karla Crome ("Misfits") und Andrew Gower.
Neue Heimat für Fantasy-Fans
Was in jedem Fall viel Potenzial hat, ist die magische Welt, die in "Carnival Row" auf dem Bildschirm heraufbeschworen wurde. The Burge und Tirnanoc sind mit Sicherheit nur die ersten Stationen. Hier dürften sich die mittlerweile erwachsenen "Harry Potter"-Fans wohlfühlen, da die Amazon-Serie eine Stimmung einfängt, wie man sie unter anderem in den letzten Potter-Büchern erlebt hat. All jene, die nach dem viel zu frühen Ende von "Penny Dreadful" noch immer nach einer neuen Heimat suchen, dürften bei "Carnival Row" ebenfalls auf ihre Kosten kommen, wenngleich vor allem Bloom und Delevingne spürbar weniger auf dem Bildschirm überzeugen, wie Eva Green und Josh Hartnett. Langweilig wird es trotzdem nicht und ich bin mir sicher, dass die Welt von "Carnival Row" auch für Fan-Fiction-Schreiber eine breite Spielwiese darstellt, die es zu erkunden gibt.
So könnt ihr Staffel 1 sehen
Die 1. Staffel "Carnival Row" hat uns noch nicht von den Socken gehauen, aber auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Nach einem etwas holprigen Start, überzeugt die Serie vor allem in der zweiten Hälfte. Ein Highlight ist in jedem Fall die magische Welt, die erschaffen wurde und viel Potenzial besitzt. Interessant für Fans von: "Penny Dreadful", "Harry Potter", "Emerald City - Die dunkle Welt von Oz" und "Grimm". Die 1. Staffel steht in Deutschland ab dem 30. August 2019 auf Amazon Prime Video (als OV) zur Verfügung. Ab dem 22. November gibt es alle acht Folgen auch auf Deutsch.
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