Blutiges "Westworld"-Finale wirft neue Fragen auf

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Im Finale der 1. Staffel "Westworld" jagt ein Twist den nächsten, bevor die Serie einen blutigen Abschluss im Stil der "Red Wedding" findet. Viele Fragen wurden beantwortet und einige Theorien bestätigt, doch unter den Fans kursieren bereits neue Spekulationen. Wann startet Staffel 2 und was erwartet uns in den neuen Folgen?

Vorsicht: Dieser Artikel enthält Spoiler!

Von Anfang wurde "Westworld" als das neue "Game of Thrones" bezeichnet und gefeiert. Immer wieder musste es Vergleiche zu der erfolgreichen und etablierten Fantasy-Show erdulden. Dabei hat es "Game of Thrones" schon jetzt abgehängt. Und bleibt man bei dem Vergleich dieser doch so unterschiedlichen Welten, kann man eines bestimmt sagen: "Westworld" hat im Finale der 1. Staffel seine eigene "Red Wedding" erhalten. Eine blutige und überraschende Wendung, die in "Game of Thrones" diverse Hauptcharaktere das Leben gekostet hat, als diese sich besonders sicher fühlten. Statt "Rains of Castamere" erklingt bei "Westworld" die Piano-Version von "Exit Music (For A Film)", bevor ein friedlicher Moment in einem Amoklauf endet.

Ein wahres Twist-Feuerwerk

An Twists mangelte es der finalen Episode von "Westworld" nicht. Mehr als einmal saß man als Zuschauer vor dem Bildschirm und musste fassungslos beobachten, wie vermeintliche Fakten über die fiktive Welt innerhalb von Sekunden wie ein Kartenhaus in sich zusammenfielen. Maeve (Thandie Newton), die als große Rebellin gefeiert wurde und sich unerschrocken ihren menschlichen Schöpfern stellte - am Ende war sie doch nur eine Puppe, die an den Fäden eines wesentlich mächtigeren Mannes hing, der ihr die Rolle der Widerstandskämpferin auf den Leib geschnitten hat. Dolores (Evan Rachel Wood), die mit ihrem Puppengesicht oft für die Unschuld von "Westworld" stand, trägt stattdessen ein zweites Gesicht in sich: Das von Wyatt, dem neuen Bösewicht aus der Feder von Dr. Robert Ford (Anthony Hopkins).

"Westworld" bekommt eine eigene "Red Wedding"

Er ist das erste Opfer dieser "Red Wedding" im "Westworld"-Style ... oder sollte man es eher als "Red Party" bezeichnen? Und kann man Ford überhaupt als Opfer bezeichnen, wenn er Dolores/Wyatt darauf programmiert hat, ihn zu töten? (Sie hat im Übrigen bereits Arnold und die erste Generation der Androiden auf dem Gewissen, wie sich in einer Flashback-Szene zeigt.) Der greise Schöpfer Ford denkt nicht daran, friedlich in Rente zu gehen und seine Schöpfungen in die Hände anderer Männer und Frauen zu geben. Stattdessen entscheidet er sich am Ende, als ihm die Macht zu entgleiten droht, für den Freitod. Diese setzt wiederum eine Rebellion zahlreicher "Hosts" frei. Jene, die im dunklen Lager verstaubten und jene, die sich an ihre Herkunft erinnern können und an das, was ihnen der Mensch in all den Jahrzehnten angetan hat. Jetzt ist ihre Zeit gekommen. Angeführt werden sie von Dolores/Wyatt, die nach Ford weitere hochrangige Persönlichkeiten der Firma erschießt. Selbst ihr Liebster, Teddy (James Marsden), ist von all der Brutalität seiner Dolores sichtlich irritiert und schockiert.

Das wahre Gesicht des Mann in Schwarz

Lediglich einer der Menschen freut sich beim Anblick der Roboter-Armee: Der Mann in Schwarz (Ed Harris), der sich im Finale als William entpuppt - ha, wir haben es von Anfang an geahnt! Seit der 2. Episode verfolgen wir die Liebesgeschichte des jungen William (Jimmi Simpson), der Gefühle und Empathie für Androidin Dolores entwickelte. Die Suche nach ihr machte ihn zum skrupellosen Host-Killer. Und als er schließlich erkannte, dass sie ihn womöglich nie liebte und er nur ein Held von vielen in ihrem programmierten Alltag ist, wurde er nicht nur von seiner Liebe kuriert, sondern verlor auch einen großen Teil seiner Menschlichkeit. Das erinnerte fast an den Moment, als Christian in "Moulin Rouge" unter Tränen der Kurtisane Satine - seiner großen Liebe - Geld vor die Füße wirft und ihr dankt, dass sie ihn, den großen Romantiker, von der Liebe kuriert hat. Weil sie sich vermeintlich auf einen anderen Mann eingelassen hatte. In "Westworld" gibt es bei diesem Moment jedoch keine Tränen, sondern ganz viel Hass. So verbittert der Mann in Schwarz jetzt - dreißig Jahre nach dem ersten Treffen mit Dolores - auch ist, konnte er im Finale trotzdem lachen. Genau in dem Moment, in dem ihn einer der Roboter mit einer echten (!) Waffe verletzte. 

Fords Abschiedsgeschenk

Es scheint Fords letzter Gruß an den unzufriedenen William zu sein. Der hatte sich nämlich mehrfach beklagt, dass "Westworld" ein wichtiger Aspekt fehlt, um sich real anzufühlen: Die Möglichkeit, zu sterben. Dass sich die Hosts wehren, wenn man sie schlägt. Denn statt um das eigene Leben fürchten zu müssen, wandeln erprobte Spieler - wie der Mann in Schwarz - vielmehr wie Götter durch die Weiten des Themenparks und müssen nichts fürchten. Für William, der das Spiel seit 30 Jahren mitmacht, ist es längst langweilig geworden. Jetzt hat ihm Ford ein besonderes Abschiedsgeschenk überreicht: Die Roboter wehren sich, schlagen zurück und sind nun dazu fähig, die Menschen zu töten.

Twists enthüllen neue Fragen

"Westworld" hat in der letzten Folge viele Fragen beantwortet und Theorien bestätigt (z.B. die, dass William in Wahrheit der Mann in Schwarz ist). Im gleichen Atemzug kommen aber weitere Fragen, die sich seit der gestrigen Ausstrahlung der Episode im Web häufen. War das am Ende überhaupt Ford, der getötet wurde oder hat der kluge Stratege in Wahrheit nur ein Roboter-Double das Zeitliche segnen lassen? Wie viele Themenparks gibt es noch, nachdem wir einen Vorgeschmack auf "Samurai Park" erhalten haben? Ist es möglich, dass sich Maeves Tochter in einem dieser anderen Parks befindet und sie das Kind dort suchen muss? Wie geht es für Dolores weiter oder werden wir zukünftig mehr von Wyatt sehen? Und wird Teddy ihr weiterhin zur Seite stehen, nachdem es eigentlich seine Intention war, Wyatt zu töten? Wo steckt eigentlich Logan oder hat er seinen (nackten) Ritt in den Sonnenuntergang nicht überlebt? Fragen über Fragen, auf die wir (hoffentlich) erst 2018 Antworten erhalten werden. Bleibt nur noch eines zu sagen: Können wir 2017 bitte überspringen und gleich die 2. Staffel "Westworld" sehen?

Die 1. Staffel "Westworld" steht bei Sky auf Abruf zur Verfügung. Aktuell gibt es alle zehn Episoden nur im englischen Originalton (wahlweise mit englischen Untertitel). Im Frühjahr 2017 soll die deutsche Synchronfassung auf Sky folgen.

Autor:

Julia Schmid

Julia Schmid auf X (vormals Twitter)

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