"Black Mirror" meldet sich mit schwacher 5. Staffel zurück
"Black Mirror" feierte gestern sein mit Spannung erwartetes Comeback. Netflix veröffentlichte drei neue Episoden, die ein weiteres Mal mit Star-Casts glänzen, aber die sich nicht wirklich wie "Black Mirror"-Folgen anfühlen.
Vorsicht: Spoiler!
Knapp ein halbes Jahr nach "Black Mirror: Bandersnatch" meldete sich die dystopische Serie gestern mit einer neuen Staffel zurück. Fans erwarteten insgesamt drei neue Episoden: "Striking Vipers", "Smithereens" und "Rachel, Jack and Ashley Too". Erneut glänzte der Cast der einzelnen Episoden mit namhaften Stars, darunter Anthony Mackie ("Avengers: Endgame"), Nicole Beharie ("Sleepy Hollow"), Andrew Scott ("Sherlock"), Topher Grace ("Die wilden 70er"), Miley Cyrus ("Hannah Montana") und Madison Davenport ("Sharp Objects"). Doch die Darsteller können nicht über die zum Teil sehr dünnen Handlungen in allen drei Episoden hinwegtrösten.
Die nächste Enttäuschung des Jahres?
"Black Mirror" gelingt es Jahr für Jahr, die Zuschauer fassungslos und teilweise sogar verstört zurückzulassen. Happy Ends sind in der Serie selten - eigentlich. Denn zwei der drei neuen Folgen in Staffel 5 gehen gut aus. Die neue Staffel ist nicht schlecht, aber sie ist anders und sie fühlt sich nicht länger wie "Black Mirror" an. Fans vergleichen Episode 3 sogar mit einem üblichen Hollywood-Teenie-Film, was nicht nur an der Besetzung von Miley Cyrus liegen dürfte. In den sozialen Medien machen deutsche Fans ihrem Frust Luft. Sie fühlen sich nach der 5. Staffel "Black Mirror" ähnlich enttäuscht, wie nach der 8. Staffel "Game of Thrones".
Küssen statt kämpfen
"Striking Vipers" dreht sich um zwei Freunde (Anthony Mackie, Yahya Abdul-Mateen II), die gemeinsam ein VR-Spiel ausprobieren. Vor allem für Danny (Mackie) ist das Spiel eine willkommene Abwechslung und Flucht aus dem tristen Familienleben. Wer darauf gehofft hat, ausschweifende Kämpfe à la "Tekken" zu erhalten, wird hingegen enttäuscht. Denn die beiden merken schnell, dass man in dem Spiel nicht nur kämpfen, sondern auch miteinander schlafen kann. Während man den ersten Kuss im Spiel auf den Alkohol schiebt, geht es beim nächsten Mal sofort zur Sache. Die beiden treffen sich immer häufiger im Spiel, um miteinander Sex zu haben, während sie einander immer und immer wieder versichern, dass sie nicht schwul sind. Nachdem Danny vom schlechten Gewissen geplagt wird, trennt er sich vom Spiel. Karl (Abdul-Mateen II) lässt nicht locker. Die Situation zwischen den beiden eskaliert und Dannys Frau Theo (Beharie) erfährt die Wahrheit. Dann das überraschende Happy End: Danny und Theo einigen sich darauf, einmal im Monat den Ehering abzulegen und ohne den Partner Spaß zu haben. Danny mit Karl im Spiel, Theo im echten Leben mit anderen Männern.
Andrew Scott überzeugt auf ganzer Linie
Die zweite Folge mit dem Titel "Smithereens" versprüht von den drei neuen Folgen den meisten "Black Mirror"-Charme und erinnert vor allem an die ersten Episoden der UK-Serie. Die Episode spielt im Jahr 2018 und dreht sich um den frustrierten Chris (Andrew Scott), der sich als Uber-Fahrer ausgibt und einen Mitarbeiter der Firma Smithereens - gleichzusetzen mit Facebook oder Instagram - entführt. Auf diese Art und Weise erhofft sich Chris ein Gespräch mit Billy Bauer (Topher Grace), dem Gründer der Firma. Chris ist seit einem Autounfall nicht mehr der Gleiche. Einem schrecklichen Verlust gibt er nicht nur sich selbst die Schuld, sondern auch Smithereens, weil die App darauf abzielt, die User süchtig zu machen und mit Notifications immer wieder zurückzuholen. Er will keine Rache, sondern nur, dass Bauer die Schattenseiten seiner Kreation erfährt. "Smithereens" ist stellenweise langatmig und lebt vor allem durch die schauspielerische Darbietung von Andrew Scott ("Sherlock", "Fleabag"), der von Anfang bis Ende überzeugt.
Disney-Film auf Abwegen
Episode 3, "Rachel, Jack and Ashley Too", zählt schon jetzt zu einer der am schlechtesten bewerteten "Black Mirror"-Episoden. Die Folge dreht sich um den gefeierten Popstar Ashley O (Cyrus), die von ihrem eigenen Team unter Drogen gesetzt wird, um abzuliefern und musikalisch auf dem gleichen Stand zu bleiben. Als Ashley einen Ausweg aus ihrem Knebelvertrag sucht, wird sie von ihrer Tante in ein künstliches Koma versetzt. Mittels technologischer Errungenschaften ist es dem Team möglich, ihrem komatösen Gehirn neue Lieder zu entnehmen, die Ashley träumt. Die rebellische Ashley O soll weiterhin im Koma verharren und die Konzertsäle stattdessen als fremdgesteuerte Hologramm-Figur füllen. Das wollen die beiden Schwestern Rachel und Jack verhindern, nachdem sie von dem Mini-Roboter Ashley Too - in dem sich die Persönlichkeit und gesamte Erinnerung der Sängerin befindet - die Wahrheit erfahren. Folge 3 fühlt sich phasenweise wie ein (etwas düsterer) Disney-Film an, der ebenfalls ein glückliches Ende erhält. Ashley O darf nun die Musik spielen, die sie immer machen wollte und wird auf der Bühne von einer ihrer Retterinnen begleitet. Gähn.
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